20. Juli: Senatsprotest nach Herzog-„Attacke“

■ Hat Bündnis 90/Die Grünen Eintrittskarten zum Widerstand „mißbraucht“?

Toll, wie der CDU/SPD-Senat sich anläßlich der Abwicklung des 20. Juli auch um den kleinsten Widerstand kümmert: Weil ein linker Student und Sympathisant der „Kampagne gegen Zwangsdienst und Militär“ vor der Feierstunde im Bendlerblock sich dem Bundespräsidenten Roman Herzog (CDU) entgegenstellte, bekam das Bündnis 90/Die Grünen zu Wochenbeginn Post von der Senatskanzlei. Deren Chef Volker Kähne findet gar nicht gut, daß Lothar Scholz Roman Herzog damit konfrontierte, daß auch „Stauffenberg ein Faschist“ war. Zudem sei Scholz mit einer Eintrittskarte in den „Veranstaltungsbereich“ gelangt, die Bündnis 90/Die Grünen offiziell beim Senatsprotokoll bestellt hatte. Kähne: „Erst durch einen Einsatz von Polizeibeamten konnte Herr Scholz daran gehindert werden, den Bundespräsidenten weiter zu attackieren.“

Nach dieser aufgeplusterten Darstellung eines Zurufs und dem Verteilen von Flugblättern als „Attacke“ wird Kähne ganz amtlich: „Da hier der Verdacht besteht, daß die Teilnehmerkarte mißbräuchlich in Anspruch genommen worden ist, wobei deren Anforderung durch Sie erfolgte, fordere ich Sie hiermit zu einer Stellungnahme zu dem zuvor beschriebenen Vorgang auf.“ Das wollen die Grünen aber mitnichten tun: „Wir haben kein schlechtes Gewissen, der Kampagne Karten für einen guten Zweck zu überlassen“, so deren Geschäftsführer Norbert Schellberg. Auch sei den Grünen „ein Straftatbestand der mißbräuchlichen Inanspruchnahme von Teilnehmerkarten nicht bekannt“. kotte