Leuchtbusen am Dienstgebäude

■ Die Bremer Frauensenatorin zieht wegen sexistischer Leuchtreklame gegen einen Sexshop-Betreiber vor Gericht

Bremen (taz) – Sabine Uhl, Frauensenatorin von Bremen, ist nicht gerade glücklich darüber, daß ausgerechnet ihr Dienstgebäude mitten im Rotlichtviertel der Rolandstadt liegt. Vor etwa zwei Jahren schlug ihre Unzufriedenheit jedoch in helles Entsetzen um: Sabine Uhl sah Bauarbeiter, die eine fünf mal sieben Meter große Leuchtreklame am Haus anbrachten, die zwei Weltkugeln zu einem Busen vereint, darüber die Aufschrift „World Sex“.

Die Werbung stammt aus dem Erdgeschoß, wo Werner Mayer einen Sexshop betreibt. Die Frauensenatorin, deren Arbeitsräume drei Stockwerke höher liegen, schritt dem Emporkömmling entgegen und ließ per einstweilige Verfügung die begonnene Sex- Montage abbrechen. Bis heute hängt die unvollendete Werbung an der Wand, denn der Rechtsstreit ist noch nicht geklärt. „Ausgerechnet wir, die wir täglich gegen die Diskriminierung von Frauen kämpfen, sollten mit so einer Werbung leben“, empört sich Sabine Uhl. Ein Argument, dem gegenüber Werner Mayer sich durchaus aufgeschlossen fühlt. Er würde seinen „World Sex“-Leuchtbusen sogar abnehmen lassen, wenn die Stadt ihm die 40.000 Mark Kosten erstattete. Doch die klagte gegen Mayer und blieb erfolgreich: Das Landgericht kam im Dezember 1993 zu der Einschätzung, die Werbung sei „unzumutbar“, da das Gebäude insgesamt in einer Weise geprägt werde, die „der Aufgabenstellung des Senators für Frauen zuwiderläuft“.

Werner Mayer ging draufhin in die Berufung. Am Dienstag tagte jetzt dazu das hanseatische Oberlandesgericht, kam aber im Ergebis noch nicht zu einem Urteil.

Allerdings ließ das Gericht durchblicken, daß in Sachen Hansestadt Bremen gegen Werner Mayer der Sexshop-Betreiber gute Chancen hat; schließlich kann er eine ordentliche Baugenehmigung für die Leuchtreklame vorweisen. Richterin Annegret Derleder empfahl den KontrahentInnen eine gütliche Einigung, und zwar mit der optimistischen Begründung, „weil man einen Streit unter Nachbarn nicht vor Gericht ausficht“. Angedeutet wurde, daß der Porno-Mittelständler die Kosten von 40.000 Mark erstattet bekommen solle, weil die Deutsche Städtereklame als Vermarkter der Werbefläche und die Stadt Bremen sich „gewisse Versäumnisse“ geleistet hätten. Das sieht Mayer genauso und verspricht: „Sobald ich mein Geld habe, werde ich die Werbung abnehmen.“ Daschner/Hartmann