Verkehr insgesamt einschränken

■ Franz-Josef Antwerpes, Regierungspräsident in Köln, hält nichts von Tempolimits zur Reduzierung erhöhter Ozonkonzentrationen

taz: Herr Antwerpes, wissen Sie, wie hoch die Ozonwerte in Köln liegen?

Antwerpes: Im Augenblick werden das etwa 150 Mikrogramm pro Kubikmeter sein.

Harmlos?

In der Kölner Innenstadt haben wir bis zu 300 Mikrogramm gehabt.

Warum ist nichts geschehen?

Die Zuständigkeit liegt beim Bund. Die Länder können Versuche machen oder sich, wie im Falle Hessens, auf eine etwas problematische Rechtsgrundlage berufen. Die wenden die Wintersmogverordnung auf den Sommersmog an.

Was nützen Verkehrsbeschränkungen?

Sie bringen bei anderen Schadstoffen eine ganze Menge. Aber beim Ozon rechnet man damit, daß die Konzentration in der Luft um höchtens drei bis vier Prozent abnimmt, wenn die Höchstgeschwindigkeiten um 20 bis 30 Stundenkilometer sinken.

Also darf in Köln weitergefahren werden wie bisher?

Nein. Ich hätte ja gar nichts gegen Geschwindigkeitsbegrenzungen. Sie sind nur keine Lösung für das Ozonproblem. Ozon kommt in den Höhenlagen der Eifel ebenso vor. Ich kann es nur großflächig bekämpfen. Das heißt, der Verkehr muß insgesamt erheblich reduziert werden. Deswegen habe ich dem zuständigen Minister das Athener Modell vorgeschlagen: An einem Tag fahren nur Autos mit geraden, am anderen Tag nur Autos mit ungeraden Kennzeichen.

Darf ein Bundesland so etwas beschließen?

Ja. Das Land könnte einen solchen Versuch für eine ganze Region anordnen. Die Sache wäre außerdem leicht kontrollierbar. Ich brauche nur Kontrollstellen einzurichten, die feststellen, ob jemand mit einer ungeraden oder geraden Nummer herumfährt. Bei der Verordnung von Umweltminister Töpfer habe ich dagegen große Bedenken. Mein Vorschlag basiert ganz einfach auf dem Paragraphen 45 der Straßenverkehrsordnung.

Und warum wenden Sie ihn nicht sofort an?

Ich müßte nachweisen, ob eine Gefahr für Leib und Leben besteht. Alleine könnte ich nur Verkehrsbeschränkungen für die Autobahnen erlassen. Aber ich kuriere nicht an Symptomen herum, ich will, daß Verkehrsbeschränkungen flächendeckend eingeführt werden. Hätte ich die Macht, würde ich das sofort tun.

Wie lange müssen wir denn warten, bis Ihr Vorschlag in die Tat umgesetzt wird?

Das weiß ich nicht. Der Großversuch könnte in ein oder zwei Tagen beginnen. Aber wir sind in der Frage des Ozons seit Jahren auf dem Holzweg. Minister Töpfers Verordnung war ja mal für Stickoxide, Ruß und Benzole gedacht. Die können Sie lokalisieren, das Ozon aber nicht.

Was raten Sie denn nun den Eltern und den älteren Menschen?

Ich kann ihnen auch nur raten, sich mit körperlicher Betätigung zurückzuhalten und nicht zu lange im Freien zu verweilen. Das ist kein guter Rat, ich weiß. Seit drei Jahren wissen wir, daß das Ozonproblem in jedem heißen Sommer wiederkommt. Es hat sich nichts getan. Ich habe allmählich das Gefühl, daß die Bürger es uns nicht mehr abnehmen. Interview: Niklaus Hablützel