Betr.: Speisekarten

Sommerzeit – Reisezeit. Da ist es, neben der obligatorischen Beschaffung allgemein landeskundlicher Informationen, durchaus wichtig und richtig, sich innerlich auch schon mal auf die kulinarischen Besonderheiten des Gastlandes einzustellen. Und – unabdingbar! – seine diversen Fremdsprachenkenntnisse zu reaktivieren. Am besten sämtliche. Denn die Geheimnisse und Schönheiten der mehrsprachigen Speisekarten, die dem hungrigen Reisenden zuvorkommend in die Hand gedrückt werden, erschließen sich nur dem Komparatisten. Allein die vergleichende Lektüre vermag Fragen nach der Bedeutung, gar das ursprünglich Gemeinte selbst, zu transzendieren. Sowie die stehende Hitze und den eigentlichen Anlaß des Hier und Jetzt, die Sehenswürdigkeiten, Hunger und Durst, vergessen zu machen. Das Bein vom Schwein zum Beispiel (jambe de porc, leg of pork), erfährt der Reisende, wird in Frankreich beim Bäcker, in England vom Bäcker, in Deutschland hingegen auf dem Bäcker gebraten. Wer hätte das gedacht? Grausam allein bleibt die Qual der Wahl. Wofür nur soll man sich entscheiden? Für den zugegebenermaßen wenig vertrauenerweckenden „Stockfisch verdorben an die Weinkeller“? Dann schon eher den „golden Tintenfisch von Frau Mimi“ oder „Weissling gekocht mit alles“. Vielleicht auch den „drunken rabbit“. Auf gar keinen Fall selbstverständlich „Kaldaunen von der Führer“. Zu allem jedoch einen „Grün Weib Wein“. Aber wählen Sie doch selbst. bh/Alles zu haben im „O Cortiço“, Viseu, Portugal