Türke erschlagen und verbrannt

■ Rechtsradikaler Hintergrund laut Polizei „unwahrscheinlich“, aber „nicht ausgeschlossen“

Köln (taz) – Ein 20jähriger Türke aus Bremen ist in der Nacht zum Sonntag in einem Naherholungsgebiet an der Stadtgrenze zwischen Bergisch-Gladbach und Köln erschlagen und angezündet worden. Nach dem vorläufigen Obduktionsergebnis starb der junge Mann durch Schläge mit einem „stumpfen“ Gegenstand gegen den Kopf. Als Tatwaffe kommt laut Polizeiangaben ein in der Nähe der Leiche gefundener in zwei Teile zerbrochener Baseballschläger in Frage. Gegen 4.30 Uhr hatte ein Angler den Toten in einem Waldgebiet östlich von Köln gefunden. Der Kopf lag in einer Blutlache. Zu diesem Zeitpunkt glomm die größtenteils verbrannte Kleidung des Opfers noch. Die Leiche des 20jährigen ist nach Angaben der zuständigen Kölner Polizei mit einer brennbaren Flüssigkeit überschüttet und angezündet worden. Noch am Sonntag ermittelte die Polizei einen Zeugen, der an einem nahe gelegenen See campierte. Nach dessen Angaben skandierten in der Nacht zwischen null und ein Uhr am anderen Ufer des Sees einige männliche Gestalten den Ruf „Türken verbrennen!“. Von den inzwischen verhörten weiteren 40 bis 50 Campern hat niemand sonst die rassistischen Parolen gehört. Die rechtsradikalen Sprüche stammen offenbar von einer Gruppe, die an dem See nach Polizeiangaben bis gegen 2 Uhr gefeiert hatte und dann abgezogen sei. Wörtlich heißt es in der Presseerklärung der Polizei: „Ein Bezug zu der Tat ist derzeit nicht erkennbar.“

Der Leiter der polizeilichen Ermittlungen, Klaus Aßheuer, sagte am Montag vor Journalisten in Köln, ein fremdenfeindlicher Hintergrund der Tat sei zwar nicht ausgeschlossen, aber „mehr als unwahrscheinlich“. Entscheidend für diese Wertung ist offenbar die Aussage des Anglers. Dem Zeugen war schon eine Stunde vor dem Leichenfund auf dem Waldweg ein Pkw mit zwei Personen aufgefallen. Weil ihn das nicht näher indentifizierte Fahrzeug mißtrauisch gemacht habe, sei er nach Hause geeilt, um eine Taschenlampe zu holen, sagte der Zeuge der Polizei. Als er zu dem Fundort zurückgekehrt sei, habe er statt des Autos die Leiche gefunden.

Das Opfer war der seit eineinhalb Jahren in Bremen lebende Cetin A. In Bremen war er zuletzt am 29.7. lebend gesehen worden. Sein Bezug zu Köln ist derzeit noch unklar. Der Tote stammt nach Polizeiangaben aus einem kurdischen Gebiet in der Türkei, war aber selbst kein Kurde. Nach Auskunft des nordrhein-westfälischen Innenministeriums hatte Cetin A. einen Asylantrag gestellt. Die Identifizierung des fast vollständig verbrannten Opfers gelang gestern, weil sich die Fingerabdrücke des Ermordeten in der Kartei des Bundeskriminalamtes fanden. Bei seiner Einreise nach Deutschland im November 1992 war der Ermordete in Bremerhaven erkennungsdienstlich behandelt worden. Damals habe der Verdacht eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz bestanden, der sich aber nicht bestätigt habe, hieß es von seiten der Staatsanwaltschaft gestern. „Vielleicht ist das für uns ein Anhaltspunkt“, sagte der Leitende Staatsanwalt Rainer Gliss. Gliss erklärte weiter, auch wenn ein rechtsextremistischer Tathintergrund sehr unwahrscheinlich sei, gingen die Ermittlungen doch „in alle Richtungen“. Walter Jakobs