Tanz um den Turm

■ Kampf um Lohbrügger Wasserturm „Sander Dickkopp“ steht vor der Entscheidung Von Marco Carini

Die Zeichen stehen auf Sturm, der Kampf um die Zukunft des Lohbrügger Wahrzeichens „Sander Dickkopp“ tritt in die entscheidende Phase. Vor wenigen Tagen flatterte der „Kulturgenossenschaft Wasserturm“ und dem Wirt der Turmkneipe eine Räumungsklage der Bavaria-Brauerei ins Haus. Dem Turm, der nach dem Willen der Bergedorfer Bezirksversammlung in Zukunft nicht mehr als öffentlicher Kulturtreff, sondern als privater Altersruhesitz des Börnsener Autohändlers Peter Schwalm genutzt werden soll, steht damit die entscheidende Schlacht bevor.

Sollte das Hamburger Landgericht dem Bergedorfer Räumungsbegehren stattgeben, werden die Kultur-NutzerInnen kaum freiwillig gehen, so pfeifen es die Spatzen vom Turmdach.

Während der Termin für die Gerichtsentscheidung noch nicht feststeht, dürften die politischen Weichen für den Turmverkauf Anfang September gestellt werden. Am Dienstag vertagte der Grundstücksausschuß der Hamburger Finanzbehörde die endgültige Entscheidung darüber, ob der Turm an den Autohändler Schwalm verkauft wird. Weil die GAL gegen den Verkauf stimmte, mußte das Gremium, das nur bei Einstimmigkeit Beschlüsse fassen darf, den Antrag an die Deputation der Behörde überweisen, die das nächste Mal am 2. September zusammentritt.

Obwohl eine Deputations-Entscheidung für den Verkauf als „reine Formsache“ gilt, will die Lohbrügger Bürgerinitiative noch im August Kontakt zu allen Deputierten aufnehmen. Denn nach Informationen von Initiativ-Mitglied Gerd Dahms wurde der behördliche Grundstücksausschuß über den Wasserturm-Konflikt absichtlich falsch informiert. „Denen wurde mitgeteilt, die Alternative sei Abbruch oder Autohändler“, ärgert sich Dahms: „Unser Nutzungskonzept wurde dabei einfach unterschlagen“.

Denn die Kulturgenossenschaft Wasserturm will den Turm weiter als öffentlichen Treffpunkt nutzen und hat bereits einen Plan für die notwendige Sanierung des Bauwerks vorgelegt. Mit einem Brauerei-Kredit, Spenden und einem kleinen Anteil öffentlicher Mittel könnte der einsturzgefährdete Turmkopf saniert werden. Um erneut für den Erhalt vom „Sander Dickkopp“ in der bisherigen Form zu werben, wollen die KulturgenossInnen nun am 20. August ein Rockkonzert rund um den Turm organisieren.

Peter Schwalm aber interessieren diese Aktivitäten wenig. Der Autohändler will in wenigen Wochen damit beginnen, den „Dicckopp“ einzurüsten, um dann innerhalb von zwei Jahren den Turmkopf instandzusetzen. Daß die Bürgerinitiative sein Finanzierungskonzept für wackelig und unseriös hält, vermag Schwalm nicht zu schrecken. „Für den Fall, das etwas schiefgeht“, verriet er der Bergedorfer Zeitung, „hat das Bezirksamt Zugriff auf meine Sicherheiten“.