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■ KommentarKlaus Klartext

War ja mal ganz erfrischend. Nicht die regierungsübliche Eigenlob-Hudelei. Nicht noch einmal der ewig gleiche Sülz, Marke Sparen-tut-not-aber-haben-wir-das-nicht-toll-hingekriegt-mit-unserm-Supe rsenat. Probleme vergleichsweise offen benannt. Lösungsansätze vorgezeichnet.

Eine Meßlatte aufgelegt, an der er sich nun abarbeiten darf, der Justizsenator. Sie wird ihm künftig vorgehalten werden. Das ist das Risiko, das einer eingeht, der sich Klartext statt Floskeln zurechtgelegt hat.

Es sind nicht gerade Kleinigkeiten, die sich Hardraht vorgenommen hat: Weg vom Verwahrungs-Vollzug, hin zum sozialeren Schulungs-Vollzug, zu menschenwürdigen Bedingungen in Hamburgs Gefängnissen; die Renovierung des Hamburger Justiz-Apparats; dazu die seit Jahren angekündigte Verwaltungreform, für die er die Federführung vom Senatschef übernommen hat. Arbeit genug ist das. Als Einzelkämpfer im rotgrauen Wischiwaschi auch nicht ansatzweise zu schaffen.

Hardraht weiß das. Seine gestrige Kritik an den Senatskollegen ist deshalb nichts anderes als eine offene Rücktrittsdrohung. Gerichtet an jene Senatoren, die das Weiterwurschteln zum Prinzip erhoben haben. Die entweder - wie die SPD-Behördenfürsten - ihre parteiinternen Hausmächte mobilisieren, um ja nicht längst überflüssige Pfründe zu verlieren. Oder die sich - wie Hardrahts Statt-Kollege Erhard Rittershaus - einbinden lassen in Voscheraus Nebelwerfer-Brigade.

In einem Jahr, bei der Vorlage des Haushalts 1996, wird sich zeigen, ob es ihr gelungen ist, aus Klaus Klartext Klaus Kleinlaut zu machen. Uli Exner

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