Ruanda: UNO drängt

■ Blauhelme könnten längst da sein, sagt Butros Ghali / Warnung vor neuer Flucht

Nairobi/Kigali (dpa) – Weitere Verzögerungen bei der Stationierung von UNO-Friedenstruppen in Ruanda beschwören die Gefahr einer neuen Massenflucht aus der französischen „Schutzzone“ im Südwesten des ostafrikanischen Kleinstaates in das benachbarte Zaire herauf. Der Oberbefehlshaber der UNO-Streitkräfte, General Romeo Dallaire, kritisierte gestern, daß von den zugesagten 5.500 Blauhelmen erst etwa 1.000 in Ruanda eingetroffen seien. Die UNO-Soldaten sollen anstelle der französischen Eingreiftruppen die Sicherheit von 1,5 Millionen Flüchtlingen in der „Schutzzone“ gewährleisten. Hilfsorganisationen warnten gestern davor, daß die Menschen zu Hunderttausenden nach Zaire gehen könnten, wenn die Blauhelm-Streitkräfte nicht die notwendige Stärke erreichten. Die Franzosen wollen bis zum 22. August aus Ruanda abgezogen sein. UNO-Generalsekretär Butros Ghali übte heftige Kritik an Mitgliedsstaaten, deren Regierungen für die UNO-Soldaten nicht genügend Ausrüstungen zur Verfügung stellten. Es stünden mehr als 5.000 Blauhelme bereit, aber sie könnten ihre Mission nicht beginnen, weil sie nicht hinreichend ausgerüstet seien, schrieb Ghali dem Weltsicherheitsrat.

Die 1,2 Millionen Ruander im zairischen Goma werden nach Angaben von UN-Helfern von Angehörigen des gestürzten Regimes in Ruanda eingeschüchtert und von der Heimkehr abgehalten. Die Lebensmittelhilfe werde immer mehr zu politischen Zwecken mißbraucht, berichtete die BBC. Frühere Dorfvorsteher und Regierungsbeamte organisierten die Verteilung der Hilfsgüter und übten so unmittelbare Macht über die Flüchtlinge aus. Augenzeugen beobachteten, daß Mitglieder der gestürzten Regierung den Ex-Beamten und früheren Militärs hohe Geldbeträge überreichten. Das Rote Kreuz plädierte dafür, daß die Flüchtlinge nicht zu rasch in die Heimat zurückkehren sollten.