Hungerstreik im Knast ausgeweitet

■ Senat ist nicht bereit, auf Forderungen einzugehen

Die Küche in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Tegel bleibt seit gestern auf noch mehr Essens-Portionen sitzen. Inzwischen verweigern auch Insassen der Teilanstalt II das Anstaltsessen. Insgesamt streiken nunmehr 160 Insassen aus Solidarität mit den seit Dienstag im Ausstand befindlichen Gefangenen im Langstrafer-Haus III des Männerknastes. Es gebe aber weiterhin keinen Beweis dafür, daß sie in den Zellen selbstgekaufte Lebensmittel zu sich nähmen, so ein Gefangener gestern zur taz.

Zwei Insassenvertreter erklärten, daß sie ihre Aufgaben ruhen ließen – aus Protest gegen die am Donnerstag zwangsverlegten vier Insassenvertreter, unter ihnen der Vertreter der ausländischen Gefangenen. Sie fordern deren sofortige Rückverlegung. Nach Angaben der Justizsprecherin Uta Fölster ist beabsichtigt, die beiden in Haus II verlegten Gefangenen in der JVA Moabit unterzubringen.

Wie berichtet, begannen die Unruhen am vergangenen Freitag, als die Knackis gegen die unerträgliche Hitze protestierten. Daraufhin hatte die Anstaltsleitung angeordnet, die Zellen sonntags für 90 Minuten zu öffnen und kalte Getränke auszugeben. Den Streikenden geht es aber um mehr: Sie fordern eine Angleichung der Haftbedingungen an die der Neubauhäuser V und VI.

Für Sonntag, 17 Uhr, rufen Angehörige von Gefangenen zu einer Solidaritätsveranstaltung vor dem Hauptportal, Seidelstraße 39, auf. Ismail Kosan, ausländerpolitischer Sprecher von Bündnis 90/ Die Grünen, forderte gestern den Senat auf, die Forderungen der Gefangenen ernst zu nehmen. Der Senat sieht aber nach Angaben der Justizsprecherin keinen Anlaß, von dem Konzept einer möglichst weitgehenden Trennung von drogenfreien und drogenbelasteten Bereichen abzuweichen. wahn