Dann gewinnt das Virus ...

■ Düstere Bilanz vor Welt-Aids-Konferenz

Berlin/Yokohama (taz) – Vierzehn Jahre nach Beginn der Aids-Epidemie und zehn Jahre nach der Identifikation des Aids-Virus HIV droht die Weltgemeinschaft den Kampf gegen die Infektionskrankheit zu verlieren. Täglich stecken sich weltweit rund zehntausend Menschen mit HIV an, in den letzten zwölf Monaten haben sich drei Millionen Menschen neu infiziert. Weltweit tragen jetzt siebzehn Millionen das Virus in ihrem Blut. Bis zum Jahr 2000 werden es voraussichtlich vierzig Millionen sein.

Für eine effiziente Aufklärungs- und Präventionspolitik fehlen der Weltgesundheitsorganisation die Geldmittel. So nimmt die Katastrophe ihren Lauf – langsam, für jedermann sichtbar, glänzend dokumentiert und in unendlich vielen Statistiken festgehalten. Eine Katastrophe in Zeitlupe. „Die reichen Industrienationen sollen ihren Job tun und den Entwicklungsländern endlich helfen“, appellieren Aids-Aktivisten, sonst werde das Virus den Kampf gewinnen. Ab Sonntag wird man diese Hilferufe wieder täglich hören. Dann beginnt in Yokohama die Welt-Aids- Konferenz. Zum erstenmal findet sie in Asien statt, auf jenem Kontinent, auf dem sich das HI-Virus gegenwärtig am rasantesten ausbreitet. Den Durchbruch bei Therapie oder Impfung wird es auch in Yokohama nicht geben. Der Fortschritt kommt eher im Schneckentempo – langsam, aber stetig.

Der Veranstalter Japan fiel vor der Konferenz vor allem durch Peinlichkeiten auf. Hotels weigerten sich, Infizierte zu beherbergen, selbst Krankenhäuser errichteten Mauern vor Aids. Vor dem großen Kongreß mit zehntausend Wissenschaftlern unser Tagesthema auf Seite 3

-man- Foto: Schweizer Aids-Hilfe