Dürre und Ozon lassen Ernte verdorren

■ Bauernpräsident fordert Emissionsabgabe und Biodiesel

Berlin/Köln (taz/AP) – Bauernpräsident Constantin Freiherr von Heeremann konvertiert zum Umweltschützer. Der Chef des Deutschen Bauernverbandes fordert Maßnahmen zur Reduzierung des Ozons und zum Klimaschutz. Nicht nur die anhaltende Hitze, verbunden mit Trockenheit, führen nämlich nach seinen Erkenntnissen zu herben Ernteverlusten. Ganz wesentlich sei dafür auch die in ländlichen Gebieten besonders hohe Ozonbelastung verantwortlich. Bei Gerste und Weizen gebe es Ertragseinbußen von bis zu 20 Prozent. Die Landwirte koste dies laut Heeremann Millionen.

„Durch Ozonbelastung verursachte Blattschäden und verringerte Widerstandskraft gegenüber Krankheitserregern und Schädlingen schwächen die Pflanzkulturen“, erklärte der Verbandspräsident. Untersuchungen der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft hätten ergeben, daß die in vielen Regionen ständig vorhandene Sockelbelastung von 60 bis 100 Mikrogramm Ozon je Kubikmeter Luft die Rapserträge um bis zu 16 Prozent zurückgehen lasse.

„Entschiedene Maßnahmen wie die Einführung von Ökobenzin und Biodiesel zur Reduzierung des bodennahen Ozons sind zur Sicherung unserer Lebensgrundlage erforderlich“, sagte Heeremann. „Einer Emissionsabgabe kommt dabei eine Schlüsselfunktion zu.“ Der Grund für Heeremanns unvermutetes Interesse am Umweltschutz: Je teurer Treibstoffe werden, desto besser sind die Chancen für Biodiesel aus Rapsöl. Wo allerorten Bauern Flächen stillegen müssen, um die Getreideberge in der EU nicht ins Unermeßliche wachsen zu lassen, bietet sich das Ausweichen auf nachwachsende Rohstoffe als alternative Einkommensquelle an.

Der Umwelt nützt dies allerdings wenig. Auch bei der Verbrennung von Treibstoff aus nachwachsenden Rohstoffen entstehen Emissionen. Zudem wird die umweltschädliche Intensivlandwirtschaft weiterbetrieben, womöglich sogar mit noch mehr Chemieeinsatz, denn nun müssen ja keine Grenzwerte für Lebensmittel mehr eingehalten werden. lieb