Machtprobe in Nigeria

■ Letzte Ölraffinerien geschlossen

Lagos/Abuja (AFP) – Die Machtprobe zwischen der nigerianischen Militärjunta und der Opposition um den inhaftierten Oppositionsführer Moshood Abiola hat am Wochenende einen neuen Höhepunkt erreicht. Wie aus der Ölindustrie bekannt wurde, mußten nach wochenlangen Streiks der Ölarbeiter die beiden letzten Raffinerien den Betrieb einstellen. Die Ölindustrie ist die wichtigste Einnahmequelle des bevölkerungsreichsten schwarzafrikanischen Staates. Entgegen Beschlüssen des Gewerkschaftsbundes NLC hatten die beiden Ölarbeiter- Gewerkschaften PASSAN und NUPENG ihre Mitglieder dazu aufgerufen, weiter für die Freilassung Abiolas zu streiken.

Die Arbeiter sind seit fünf Wochen im Ausstand. Die Militärjunta hatte die Präsidentschaftswahlen vom Juni 1993 nachträglich annulliert, aus denen Abiola als Sieger hervorgegangen war. In diesem Juni wurde Abiola inhaftiert, nachdem er sich selbst zum rechtmäßigen Präsidenten erklärt hatte.

Abiolas Mitarbeiter Fred Eno gab am Samstag bekannt, der Oppositionsführer sei aus der Haftanstalt in Kuje bei Abuja in ein anderes Gefängnis verlegt worden. Der neue Aufenthaltsort sei nicht bekannt. Der Oberste Gerichtshof hatte dem wegen Hochverrats angeklagten Multimillionär Abiola seine Freilassung gegen eine Kaution und die Unterzeichnung einer eidesstattlichen Erklärung angeboten. Abiolas Familie erklärte, er habe die Freilassung abgelehnt, weil sie mit zahlreichen Auflagen verbunden sei. In der 14 Punkte umfassenden Erklärung wurden Abiola unter anderem bis zum 16. August sämtliche öffentlichen Auftritte verboten. Für diesen Termin ist die nächste Anhörung vor Gericht vorgesehen. Außerdem sollte Abiola sich verpflichten, alles zu unterlassen, was den „Frieden, die Einheit und die Stabilität“ des Landes gefährden könnte.