Über die Köpfe hinweg

■ Marschrichtung Zentralismus in den Bezirken / Ortsamtsleiter sauer

Sie tragen zwar den hübschen Titel „Ortsamtsleiter“, aber nach ihrer Meinung fragt sie trotzdem fast keiner. Das stimmt ärgerlich. Jedenfalls klang gestern Udo Springborn, Ortsamtsleiter von Veddel-Rothenburgsort, einigermaßen sauer: Gemeinsam mit seinen AmtskollegInnen mußte er konstatieren, daß die Debatten über die Ein-sparungen in den Bezirken zumeist über ihre Köpfe hinweg geführt werden.

„Querbeet“, so Springborn, hielten es die Bezirksamtsleiter mit der Einbeziehung der Ortsämter in die Sparüberlegungen; das reiche von der zentralistischen Verfügung bis zur gemeinsamen Aufgabenkritik im Bezirk Nord. „Man kann uns doch nicht einfach nur die Ergebnisse auf den Tisch legen“, wehren sich die Ortsamts-ChefInnen jetzt.

Aber nicht nur dieser Umstand verärgert sie – auch die Stoßrichtung der Sparvorschläge geht den meisten gegen den Strich. Denn die Marschrichtung Zentralismus schimmert durch die Zeilen der „Giftliste“, einer Aufzählung möglicher Einsparungen aus dem Senatsamt für Bezirksangelegenheiten. Hier eine Dienstleistung gestrichen, dort eine Aufgabe ins Bezirksamt verlagert – das habe ja wohl wenig mit der vielfach proklamierten bürgernahen Verwaltung zu tun.

Der einen oder anderen Idee auf der „Giftliste“ möchten einzelne Bezirksamtsleiter offensichtlich folgen. Allerdings variieren die Überlegungen erheblich: So denkt man in Wandsbek über die Auslagerung der Renten- und Sozialversicherungsberatung nach, andernorts über die Schließung der örtlichen Wirtschafts- und Ordnungsämter, im nächsten Bezirk über die Zentralisierung der Bauprüfabteilungen.

Im September sollen die Bezirksamtsleiter Senator Thomas Mirow ihre Vorschläge präsentieren – und zwar möglichst einheitliche. Vorher wollen sich die OrtsamtleiterInnen allerdings noch in die Debatte einklinken. sako