Eklat vorerst vertagt

■ Argentinien will die Beziehungen zu Teheran vorläufig nicht abbrechen

Buenos Aires (AFP) – Die argentinische Regierung hat offenbar aus Furcht vor Anschlägen eine Entscheidung über den Abbruch der Beziehungen zum Iran vertagt. Außenminister Guido di Tella sagte am Donnerstag nach einer Kabinettssitzung, der Abbruch der Beziehungen nach dem Attentat auf das jüdische Kulturzentrum könnte ein „unvermeidbarer Schritt“ sein, aber dennoch müsse weiterhin „vorsichtig“ vorgegangen werden.

In den Autobombenanschlag vom 18. Juli, bei dem nach der jüngsten amtlichen Bilanz 88 Menschen getötet und 159 verletzt wurden, sollen auch drei noch in Buenos Aires tätige iranische Diplomaten verwickelt sein. Unter diesen Verdächtigen befinden sich der geistige Führer der schiitischen Muslime in Argentinien, Iman Mohsen Rabbani, sowie der derzeitige Handelssekretär der Botschaft, Resa Sangeneh. Letzterer soll laut argentinischen Presseberichten ein Kommandeur der proiranischen Hisbollah sein.

Ein westlicher Diplomat in Buenos Aires erklärte, hinter der Entscheidung gegen einen Abbruch der Beziehungen zu Teheran verberge sich die Furcht vor Attentaten islamischer Untergrundorganisationen. Das argentinische Außenministerium habe am Donnerstag seine ausländischen Vertretungen angewiesen, ihre Sicherheitsvorkehrungen zu verstärken. Auch die wirtschaftlichen Interessen spielen offenbar in den Überlegungen der argentinischen Regierung eine wichtige Rolle. Argentinische Exporte in den Iran belaufen sich auf einen jährlichen Wert von 350 Millionen Dollar.

Argentiniens oberster Gerichtshof wollte gestern abend über die Einleitung eines offiziellen Verfahrens gegen vier iranische Ex- Diplomaten entscheiden, gegen die ein Untersuchungsrichter Haftbefehle erlassen hatte. Unterdessen stellte sich in der argentinischen Botschaft in Ecuador der angebliche iranische Ex-Diplomat Manuchehr Moatamer der argentinischen Justiz zu Verfügung. Er gilt als Hauptbelastungszeuge gegen die verdächtigten Iraner. Moatamer lebte bislang unter dem Schutz der US-Regierung in Venezuela. In Argentinien kamen deshalb Gerüchte auf, er sei ein CIA- Agent.