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: Von Dänen siegen lernen

Man kann gegen Leute, deren Lieblingsserie das „Forsthaus Falkenau“ ist, im Grunde nichts sagen. Hat nicht jeder irgendwie auch schlechten Geschmack? Freitag, so am frühen Abend, genaugenommen um 19.25 Uhr, haben dennoch die Leichtathletikfreunde das ZDF und seine forstliche Kundschaft gehaßt. Stundenlang, während der ganzen Woche vorher auch, servierten uns die öffentlich-rechtlichen Medien mehr oder weniger korrekte TV-Übertragungen von den Leichtathletik-Europameisterschaften. Selbst die Vorkämpfe im Speerwerfen wurden uns am Vormittag dargereicht: Alle Sofakartoffeln mit Neigung zu Leibesübungen auf der Mattscheibe waren's zufrieden.

Jeweils am Abend aber klappte nichts: Freitag, wie gesagt, machte uns das ZDF heiß auf das abendliche Finale der 110 m Hürden. Florian Schwarthoff und zwei weitere Athleten mit deutschem Reisepaß würden um die Medaillen mitlaufen. Allein, der Endlauf sollte um etwas nach 19 Uhr steigen. Bei Sendern wie RTL oder Sat.1 hätten wir selbstverständlich weiter in der ersten Reihe sitzen bleiben dürfen. Die Privaten wissen: Soviel Spannung wie beim Sport, soviel Quote wie beim munteren Treiben auf Aschen-, Asphalt- und Rasenfeldern kommt sonst nie zustande.

Dabei scheinen ARD und ZDF gelernt zu haben. Sie, die Anfang der achtziger Jahre ein French-Open-Match zwischen Martina Navratilova und Hana Mandlikova beim Stande von 4:6, 6:3, 4:5 bei Matchball der Mandlikova ausblendeten – es mußte pünktlich mit einer Stick- und Stricksendung begonnen werden –, zeigten, wenn sie denn die Lizenzen für große Sportereignisse noch in Händen hielten, bei Olympia beispielsweise, daß sie sehr wohl können, wenn sie wollen: live und kompetent übertragen.

ARD-Reporter Gerhard Delling wiederum nervte uns ständig mit seinen kuscheligen Stofftieren, fast so anbiederisch-schlimm wie früher Eberhard Stanjek mit seinen Einladungen zur ARD- Sportgala. Daß jetzt zumindest unter Leichtathletikfans der Wunsch nach Übertragungen durch RTL und Sat.1 auftaucht – wundert das die Programmverantwortlichen wirklich?

Bekanntlich endete das Hürdenfinale mit einer bundesdeutschen Silbermedaille. Glücklich, wer in der Nähe der dänischen Grenze wohnt. Das dortige Fernsehen übertrug das Rennen live, obwohl kein dänischer Sportler dabei war. Von Dänemark lernen heißt siegen lernen – jedenfalls im Quotenrennen. Jan Feddersen