Massenexodus löst Panik aus

■ Deutsches Hilfsflugzeug für Ruanda in Kairo notgelandet

Gikongoro (epd/taz) – In der französischen Sicherheitszone im Südwesten Ruandas herrscht nach Berichten örtlicher Caritas-Mitarbeiter Panik. Der Flüchtlingsstrom halte unvermindert an, obwohl sowohl die abziehenden französischen Soldaten als auch die neu eingetroffenen ghanaischen UN- Truppen versuchten, den Massenexodus durch Informationsveranstaltungen zu stoppen. Vor allem für die geschwächten Kinder sei der einwöchige Fußmarsch von Gikongoro in Südwest-Ruanda in das zairische Flüchtlingslager Bukavu lebensgefährlich.

Nach Angaben der ruandischen Regierung flüchten täglich 2.000 Menschen. Die im Gebiet von Gikongoro arbeitenden Hilfsorganisationen konzentrierten sich deshalb derzeit darauf, die Lebensmittelversorgung und die medizinische Betreuung zu verbessern. Dort fordere eine vor drei Wochen ausgebrochene Ruhr-Epidemie noch immer täglich Todesopfer.

Das von der Hilfsorganisation „Care Deutschland“ gecharterte Flugzeug mit 266 freiwilligen Helfern für ruandische Flüchtlinge an Bord mußte derweil auf dem Weg nach Zaire in Kairo notlanden. Die Maschine der russischen Fluggesellschaft Aeroflot hatte ihren Flug aufgrund technischer Probleme unterbrechen müssen. Die 266 Helfer verbrachten die Nacht auf Montag im Transitbereich des Flughafens, wie es weiter hieß. Sie waren auf dem Weg nach Goma, wo sie 14 Tage lang ruandische Flüchtlinge und die einheimische Bevölkerung gegen Cholera impfen und Krankheiten wie Typhus und Ruhr behandeln sollten. Um eine neue Massenflucht aus Ruanda zu verhindern, war der Innenminister des Landes, Seth Sendashonga, am Sonntag zusammen mit anderen ranghohen Politikern in die französische Schutzzone im Süden des Landes gereist. Die dorthin geflüchteten Hutu fürchten, daß sie nach dem für die kommende Woche geplanten Abzug der dort stationierten französischen Soldaten Opfer von Racheakten der Tutsi-Bevölkerung werden könnten. Der Minister, der selbst ein Hutu ist, appellierte an die Menschen, in ihrer Heimat zu bleiben, und sagte zu, daß nur die, die sich an den Massakern beteiligt hätten, zur Rechenschaft gezogen würden. Jeder Ruander stünde unter dem Schutz der Regierung und der Vereinten Nationen.