Attrappe verschwindet

■ Schloßfassade: Abbau in fünf Wochen / 500.000 Mark fehlen noch

Die Stadtschloßfassade wird in fünf Wochen aus der Stadtmitte wieder verschwinden. Doch damit ist die Idee vom Wiederaufbau des einstigen Hohenzollern-Sitzes in Stadtmitte nicht vom Tisch. Nach Ansicht des Fördervereinsvorsitzenden, Wilhelm von Boddien, geht die Schloß-Diskussion nach den Bundestagswahlen noch einmal los. Erst dann werde sie entschieden, meinte Boddien gestern in Berlin.

Die aus Kunststoff bemalte Original-Attrappe des von Andreas Schlüter und Johann Friedrich Eosander erbauten Barockschlosses wurde zwei Sommer lang von Millionen Berlinern und Touristen begutachtet. Rund 200.000 Besucher werden die Begleitausstellung über Geschichte und Zukunft des Baus am Palast der Republik bis zum 18. September gesehen haben. Eine Tombola soll deshalb noch einmal den Besucherstrom anheizen. Nach der Schließung folgt der Schloß-Abbau.

Rund 80.000 Unterschriften haben die Wiederaufbau-Enthusiasten gesammelt. Weitere 30.000 Besucher aber entschieden sich gegen das Herrschaftsmonument, dessen Reste die DDR-Regierung 1950 sprengen ließ. Die Berliner hätten sich inzwischen schon so an ihr Schloß gewöhnt, daß sie es bereits als „ganz normal“ empfunden hätten. Bis auf rund 500.000 Mark seien die Kosten für das Kunststoff-Schloß gedeckt, widersprach Boddien Gerüchten über eine „Pleite“ für die Attraktion. 3,6 Millionen Mark wurden bisher hauptsächlich aus Spenden eingenommen, mit denen die zeitweilige Rückkehr des Schloß-Bauwerks an seinen ursprünglichen Ort ohne alle staatlichen Mittel finanziert wurde.

Die noch ausstehenden Gelder werden aus dem Verkauf der 7.000 Quadratmeter Schloßfassade erwartet. Als Restposten nach einer Auktion in der Berliner Sotheby's- Filiale Anfang Juni ist bespielsweise das Eosander-Portal, das schönste des gesamten Schlosses, noch zu haben. In Einzelteile von rund einem Quadratmeter zerschnitten, kostet die von der französischen Künstlerin Catherine Feff geschaffenen „Lithographie“ rund 400 Mark. Allein das Eosander-Portal mißt 900 Quadratmeter. dpa