Serienbankräuber gefaßt

■ Showdown im Bremer Hotel: Wendeopfer erbeutete insgesamt eine halbe Million Mark

In einem Bremer Hotel, dessen Namen die Polizei nicht rausrückt, ist er nun zur Strecke gebracht worden. Der ostdeutsche Serienbankräuber Dirk Brunsch aus Wismar, aus Funk und Fernsehen bekannt. Zwei Tage nach seiner Festnahme am 17. August in Bremen - in einem Einsatz des Bremer Mobilen Einsatzkommandos und des Spezialeinsatzkommandos - gestand er, 15 Banküberfälle selbstständig durchgeführt zu haben.

Die Tat lief immer nach dem gleichen Muster ab: Zu den morgendlichen Öffnungszeiten, in der Mittagspause oder zu den abendlichen Schließzeiten lauerte Dirk Brunsch an der Hintertür der Banken oder Postämtern. Er habe stets kleinere Zweigstellen ausgesucht, bei denen die Hintertür nicht einsehbar war, erläutert Armin Holzmann, Pressesprecher der Bezirkskriminalinspektion Kiel. Dann wartete er auf den Mitarbeiter und fesselte ihn. „Das geht dann schnell.“ Nie sei eine Person bei den Überfällen zu schaden gekommen. In seinem Bankräuberfundus wurde zwar neben Waffen auch ein Elektroschockgerät gefunden. Doch die bisherigen Ermittlungen hätten gezeigt, daß nichts aus dem Repertoire angewandt worden. Die im Hotelzimmer beschlagnahmten Strickhauben und Nylonstrümpfe mit Schlitz oder Löchern, Sonnenbrillen, Metallhandfesseln, Schnüre zum Fesseln und auch das Fahrrad für die kurze Flucht bis zum abgestellten Auto hatten offenbar ihre Anwendung gefunden.

Brunsch überfiel seine erste Bank im Dezember 1992, das war die Poststelle Neumünster, die er um 23.740 Mark erleichterte. Die zweite, gleich im Januar, war auch wieder eine Postfiliale, diesmal in Rendsburg. Dort nahm Brunsch 35.000 Mark mit. Seitdem schlug er alle paar Monate zu. In Kiel, Westerrade und Osnabrück wurden die Banken sogar zwei Mal im Abstand von einigen Monaten ausgeraubt. Seine Routine steigerte offenbar die Erträge, bei den letzten vier Überfällen schwankte die Beute zwischen 45.000 bis 76.000 Mark. Und nur ein einziges Mal blieb es bei einem versuchten Überfall.

Er sei nicht der „typische Bankräuber“ habe die Staatsanwaltschaft in Kiel geäußert, kolportiert Pressesprecher Holzmann. Er habe ein gepflegtes Äußeres - das er allerdings in den letzten Monaten öfter verändert hat, mal rotgefärt oder dunkelblondes Haar, manchmal einen Dreitage-Bart - und eine gewählte Sprache. Mit dem Geld wollte Brunsch dokumentieren, daß er kein Versager sei. Er hat im Zuge der politischen Wende für westdeutsche Firmen in der ehemaligen DDR in der Montage in seinem Beruf als Klempner gearbeitet. Seiner Familie wollte er demonstrieren, daß er Geld verdient. Dann sei wohl eines zum anderen gekommen, sagt Holzmann. Der Speilbedarf brach aus, und Brunsch lernte ein entsprechendes Umfeld kennen, und rutschte da so rein. Geld habe er noch bis zuletzt nach drüben geschickt zu seiner Frau.

Unter dem Stichwort „Verwertung des Raubgeldes“ rechnet die Kripo Auslandsreisen nach Thailand, Brasilien und Italien, aufsuchen von Spielbanken, Kauf mehrerer Autos, Hotelkosten, Mietwagenkosten, Kauf von Waffen, Lebensunterhalt, Kauf von Möbeln.

Im März 1993 wurde Brunsch bereits zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren verurteilt. Er legte Revision ein, und blieb daher zunächst auf freiem Fuß, bis er dann ohnehin abtauchte. „Bei der Festlegung des jetzigen Strafmaßes muß berücksichtigt werden, daß Brunsch geständig ist und außerdem nie Gewalt angewendet hat“, sagt Oberstaatsanwalt Ingo Jendruschewitz. Vielleicht kann Brunsch schon bald wieder auf seinen neuen Möbeln sitzen?

vivA