„Ich war ein guter Soldat“

Deutschland hat Heinz Stahlschmidt nie um irgend etwas gebeten. Im März 1946 kam er nach Malsbach bei Baden-Baden, in ein ehemaliges Lager für deutsche Kriegsgefangene, wo er sich die nötigen Papiere für die Heimreise nach Dortmund besorgte. Vergeblich versuchte er, dort seine Angehörigen zu finden. Die meisten waren verschwunden. In Solingen machte er schließlich seinen Bruder Albert aus, der bei einem Tischler putzte.

Auf den Straßen sah der Zurückgekehrte deutsche Soldaten, die verletzt aus Frankreich oder anderswo zurückgekehrt waren. „Meine Geschichte konnte die nicht interessieren“, glaubt Stahlschmidt. Bald hörte er auf, sie zu erzählen.

Stahlschmidt war frei. Er wußte nicht, wo er schlafen und was er essen sollte. Die Unterkünfte für Kriegsgefangene mußte er schon nach drei Tagen wieder verlassen. Schließlich fand er Arbeit in der Verwaltung eines Hotels in Baden-Baden. Die Franzosen wollten ihn an die Polizei vermitteln. „Ich sollte Leute denunzieren, das habe ich abgelehnt“, erinnert er sich. Bald beschloß er, nach Bordeaux zurückzugehen.

Anfang der 50er Jahre meldete er sich noch einmal in Deutschland. Er schickte einen Brief an mehrere Parlamentarier, um zu erklären, was ihm geschehen war. Als Antwort erhielt er Glückwünsche. Manche Parlamentarier nannten sein Beispiel ein gutes Zeichen für das künftige Zusammenleben in Europa.

Das Wort „Verräter“ ist über Stahlschmidt nie gefallen. Heute sagt der Rentner Henri: „Ich war ein guter Soldat, und völlig gegen Gewalt. So kam es, daß ich für Frankreich gearbeitet habe – mit meinem deutschen Herzen.“