Dasa will sich am Kap engagieren

■ Schrempp verlangt Klarheit von Mandela-Regierung

Johannesburg – Die Deutsche Aerospace (Dasa) will in den kommenden sechs Monaten entscheiden, ob sie sich in Südafrika engagiert. Das kündigte Jürgen Schrempp, Vorstandsvorsitzender des Luft- und Raumfahrtunternehmens, gestern in Johannesburg an. Bevor die Entscheidung fällt, will das Tochterunternehmen des Daimler-Konzerns aber erst Klarheit über die künftige Industriepolitik der Regierung erhalten. Schrempp: „Wir müssen uns darauf verlassen können, wie die Politik über die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre aussehen wird.“

Das Unternehmen denkt an ein Engagement im Bereich der Flugzeugwartung in Zusammenarbeit mit Simera, einem südafrikanischen Unternehmen. Das Management sieht aber auch andere Chancen auf dem Markt. Am kommenden Montag wird ein Team von zwei Mitarbeitern anreisen, das die Übernahme von Houwtec prüfen soll. Die Raumfahrtabteilung von Denel, dem Vermarktungsarm des südafrikanischen Rüstungsgiganten Armscor, steht zum Verkauf an. Der zukünftige Daimler-Chef: „Eine heiße Kartoffel.“

Offene Fragen in der Industriepolitik sind die Unterstützung der Luftfahrtindustrie durch die Regierung und der Umgang mit Gewinnen. Außerdem müßten die Exportpolitik und das Verhalten gegenüber dem Gatt-Freihandelsabkommen geklärt werden. Bisher ist Südafrikas Industrie durch hohe Zölle gegen ausländische Konkurrenz abgeschirmt. Sollte die Industriepolitik der neuen südafrikanischen Regierung auf Wohlgefallen des deutschen Unternehmens stoßen, könnte sich der Konzern laut Schrempp in Südafrika mit viertausend bis fünftausend Arbeitsplätzen engagieren. Freilich ist Aerospace an hochqualifizierten Mitarbeitern interessiert – und nicht an Leuten aus dem Millionenheer der Arbeitslosen am Kap. „Die Leute hier sind kreativer“, erklärte Schrempp, der früher einmal Mercedes-Benz in Südafrika geleitet hat.

Dasa zeigt zudem großes Interesse an Südafrikas florierender Rüstungstechnologie. „Die Technologie ist zwar nicht besser als etwa in Europa, aber was im Bereich von Hubschraubern geschaffen wurde, alle Achtung“, erklärte Schrempp. Südafrika entwickelte den Kampfhubschrauber Rooivalk, der bei Luftfahrtausstellungen in aller Welt große Beachtung findet. Auch Aerospace ist an den „kostengünstigen“ Lösungen interessiert, die Südafrikas Rüstungsindustrie zu bieten hat. Willi Germund