Bis 2005 nur noch halb soviel Müll in die Tonne

■ Bislang wird nur ein Fünftel des Abfalls verwertet / 20 Recyclingzentren geplant

Von den 2,4 Millionen Tonnen Hausmüll, die Jahr für Jahr Kleinbetriebe und Berliner in ihre Abfalltonnen werfen, wird erst ein Fünftel – vor allem Müll mit dem „grünen Punkt“ – recycelt. Die restlichen 1,9 Millionen Tonnen werden überwiegend auf die fünf Brandenburger Deponien Schwanebeck, Wernsdorf, Schöneiche, Schöneicher Plan und Vorketzin gekippt. 360.000 Tonnen werden durch den Schornstein der Müllverbrennungsanlage Ruhleben geblasen. Die 1,9 Millionen Tonnen unverwerteter Abfall sollen in den kommenden zehn Jahren auf 1,2 Millionen Tonnen reduziert werden, kündigte gestern Umweltsenator Volker Hassemer (CDU) an. „Dieses Ziel habe ich“, räumte Hassemer ein, „seitdem ich Umweltpolitik mache.“ Tatsächlich geht es in der Berliner Abfallpolitik langsam voran.

Gestern konkretisierte Hassemer erstmals, in welchen Bereichen mit welchen Mitteln wieviel Müll vermieden oder verwertet werden soll. So soll der Anteil des Hausmülls (1,2 Millionen Tonnen), der deponiert oder verbrannt werden soll, um mehr als die Hälfte auf 650.000 Tonnen gemindert werden. Der Gewerbeabfall (910.000 Tonnen) soll um 65 Prozent und Sperrmüll (52.000 Tonnen) um ein Zehntel minimiert werden.

Mit Hilfe des Landesabfallgesetzes sollen Großveranstalter künftig zum Verzicht auf Einwegsysteme verpflichtet werden. 20.000 Tonnen weniger Abfälle sollen dadurch anfallen. Hassemer bekräftigte, daß Berlin die sogenannte Pappteller-Steuer einführen wird, die Schnellrestaurants und Imbißketten bereits in Kassel zahlen müssen, wenn sie Einweggeschirr und -besteck benutzen. Die Abfallgebühren sollen auf „progressive Tarife“ umgestellt werden, so daß die Entsorgung einer Tonne um so teurer wird, je mehr Müll anfällt. Wer Müll vermeidet, so der Senator gestern, werde dies künftig auch in seinem Portemonnaie deutlicher spüren.

Auch die Kompostierung, mit der bereits mancher Kleingärtner oder Hausbesitzer mit Garten organische Abfälle wiederverwertet, soll nun stärker durch gezielte Beratung vor Ort gefördert werden. Abfallexperten schätzen allein für den Westteil der Stadt das Müll- Einsparpotential auf 20.000 Tonnen. Mit der flächendeckenden Einführung der Biomülltonne sollen weitere 150.000 Tonnen Garten- und Küchenabfälle eingesammelt werden.

Von den rund 75.000 Kraftfahrzeugen, die jährlich verschrottet werden, wird erst jedes fünfte demontiert und die Teile wiederverwendet. Bis zum Jahr 2005 soll jedes Auto demontiert werden, bevor es in die Schrottpresse kommt. Hassemer stellte gestern die Zahl der Anlagen für Kunstoffaufbereitung, Kraftfahrzeug-, Kühlgeräte- und Elektrogerätedemontage sowie Bioabfallentsorgung, Gewerbemüllsortierung und Altholzverwertung vor. Es werden jeweils etwa zwei bis vier Recycling-Anlagen benötigt, für die bereits zwanzig Standorte ausgesucht worden sind. Für die 1,2 Millionen Müll, die verbrannt werden sollen, werden künftig 450.000 Tonnen nach Ruhleben kommen. Für die übrigen 750.000 Tonnen müssen neue Müllverbrennungsanlagen gebaut werden, für die die Standorte Gradestraße, Klingenberg und Lindenhof in der Diskussion sind. Dirk Wildt