Klaus und Schimon sind sich in fast allem einig

■ Israel gegen Bonner Iran-Politik, aber für deutschen Sitz im UN-Sicherheitsrat

Bonn/Tel Aviv (taz) – „Klaus und ich stimmen in den meisten Punkten überein“, erklärte Israels Außenminister Schimon Peres am Montag abend in Bonn. Zuvor hatte er mehrere Stunden mit seinem deutschen Amtskollegen Klaus Kinkel konferiert. Israelische Medien berichteten, worüber sich beide nicht einigen konnten: die deutschen Beziehungen zum Iran. Peres forderte von der Bundesregierung, zur internationalen Isolierung des Staates beizutragen, dessen Führung er für die jüngsten Anschläge auf jüdische Einrichtungen in London und Buenos Aires verantwortlich macht. Kinkel repetierte die offizielle Bonner Formel für die deutsche Iranpolitik: „kritischer Dialog“.

Kinkel versprach Peres, die Verhandlungen über ein Friedensabkommen zwischen Israel und Syrien zu unterstützen und Israel bei der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu islamischen Staaten zu helfen. Peres dankte ihm dies mit der Zusicherung, Israel werde eine deutsche Bewerbung um einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat unterstützen. Auch habe man keine Bedenken, wenn deutsche Blauhelmsoldaten im Nahen Osten eingesetzt würden.

Beide Außenminister zeigten sich optimistisch, daß Israel noch in diesem Jahr ein neues Handelsabkommen mit der Europäischen Union (EU) abschließen könne. Es soll der israelischen Industrie neue Märkte in Europa öffnen und der israelischen Forschung und Wissenschaft ermöglichen, sich an Projekten mit den Europäern zu beteiligen. Peres bat um Unterstützung zur Erhöhung der Exportquoten für israelische Landwirtschaftsprodukte in die EU. Er schlug der Bundesregierung vor, bei der Errichtung von Industrieanlagen auf der Grenze zwischen Israel und dem Gaza-Streifen zu helfen. Dort sollen Palästinenser arbeiten, ohne daß sie israelischen Boden betreten. awo