Black & white – Geschichten aus dem neuen Südafrika Von Bartl Grill

In Johannesburg ging die Ferienreise los. Da fuhr das Auto, mein Jetta, über das Highveld, das gelb und dürr ist, jetzt, im Winter. In Harrismith haben die Berge angefangen, die so aussehen wie in Arizona drüben. Über den Paß ging es hinunter zum Butheleziland nach Natal. In Bergville steht immer noch das Burenschild „Eije Land, vrye Volk“. Was auf deutsch ungefähr soviel heißt wie „Blut und Boden“.

Danach bogen wir, der Jetta und ich, ab. Und fuhren in die Drakensberge hinein. Der schönste Felsenriese ist der Cathedral Peak mit 3.009 Metern über dem Meeresspiegel. Toni hat uns dort schon erwartet. Er ist ein Tierforscher aus der Schweiz, der gerade seine Doktorarbeit schreibt. Sie heißt: „Das Reproduktionsverhalten der Drakensberg-Paviane“. Am anderen Morgen sind wir den Pavianen fünf Stunden hinterher und haben sie beobachtet.

Sie haben sich gelaust und sind herumgesprungen. Aber eigentlich handelt es sich um langweilige Tiere, so ähnlich wie Kühe. Toni hat ihnen Popsängernamen gegeben. Am besten hat mir Gianna Nanini gefallen, ein Alpha-Weibchen.

Als Toni genügend Forschungsdaten beieinander hatte, gingen wir noch kurz ins Lämmergeier- Restaurant. So heißt der Platz, wo die toten Pferde liegen, denen die Einheimischen, lauter Zulus, den Gnadenschuß gegeben haben. In ihren Schädeln, welche die Geier abgefieselt haben, kann man in der Mitte noch die Kugellöcher sehen. Dann gingen wir wieder zu der Forscherhütte zurück. Dort brannte es plötzlich lichterloh. Um den Jetta herum, um die Hütte herum, überall ein Flammenmeer.

Schuld war Gladice, die Maid. Die Forscher haben nämlich sogar hier heroben ein Hausmädchen, das aufräumt und ihre Socken wäscht. Sie hat die glühenden Kohlen in den Busch gekippt, und sofort prasselte es los. Die Männer vom Natal Parks Board sind gekommen und haben das Feuer mit Gummipatschen ausgeschlagen. Am Abend haben wir uns eine Schweinshaxn gebraten. Nach dem Aufstehen sind wir zum Cathedral Peak Hotel gegangen.

Wir haben Minigolf gepielt. Toni war Verlierer, wegen des elften Hindernisses, einer Schnecke, die fast unüberwindlich ist. Dann lasen wir den Natal Mercury, eine Zeitung. 100 Tage Mandela, die neue Regierung hat mittelmäßige Noten bekommen. Nur Joe Slovo, der Kommunist, erhielt eine Eins. In „Harry's Bar“ hat Toni die Touristen beobachtet. Sie haben sich so ähnlich verhalten wie die Paviane.

Am dritten Ferienabend sind wir ins Shebeen gegangen. So heißen hier die Kneipen der Schwarzen. Bei den Weißen heißen sie Drankwinkel. Die Leute sind nicht erfreut über die Politik. Buthelezi, Mandela, nichts machen die. Es gibt keinen Strom, keine Häuser und nichts. Das Zulubier, was aus Hirse gebraut wird, hat gut geschmeckt. Dem Toni wollte aber nicht gefallen, daß die Einheimischen auch seine Paviane auffressen. Besonders das Hirn schmeckt köstlich, sagten sie. Am Ende sind wir wieder zur Forscherhütte zurückgegangen, und nebenbei hatte es begonnen zu schneien. Der Cathedral Peak sah in der Früh wie ein Zuckerhut aus.

Der Jetta und ich sind dann wieder nach Joburg gefahren. Das war unser schönstes Ferienerlebnis.