Große Bierfusion im Herbst?

■ Brau und Brunnen zeigt Interesse an der Übernahme der März-Brauereien / Erstmals wäre dann ein Bierkonzern in ganz Deutschland präsent / Der größte Bierriese Oetker wäre weit abgeschlagen

Rosenheim (dpa/taz) – Der drittgrößte Bierkonzern der Bundesrepublik, die Dortmunder Brau und Brunnen AG, schickt sich an, den zweitgrößten, die März-Brauereien, zu schlucken. Der Vorstandssprecher von Brau und Brunnen, Friedrich Ebeling, sagte gegenüber dem Handelsblatt: „Wir sind sehr interessiert an den Brauereien der März-Gruppe und reden intensiv mit den Verantwortlichen. Wir sind dabei, ein konkretes Angebot zu erarbeiten.“

Zur bayerischen März-Gruppe gehören Henninger Bräu/Eichbaum, Erste Kulmbacher Actienbrauerei, Bavaria-St. Pauli Brauerei (Marke Jever). Bis auf Jever konzentrieren sich die März-Biermarken auf Süddeutschland, vor allem Bayern. Der hochverschuldete Lebensmittelkonzern März AG versucht, mit dem Verkauf seiner bisher größten Sparte (80 Prozent vom Umsatz) seine Bilanz zu retten. Allerdings ist es bisher offen, ob März seine Brauereien alle zusammen verkaufen oder doch lieber markenweise verscherbeln will.

Neben der Oetker-Gruppe (Obergesellschaft Binding-Brauerei), die mit 8,8 Millionen Hektolitern pro Jahr größter deutscher Bierbrauer ist, könnte sich auf dem stark zersplitterten Biermarkt allenfalls Brau und Brunnen (7,1 Millionen Hektoliter) den Kauf aller März-Biere (8,1 Millionen Hektoliter) auf einmal leisten. Ein ernsthaftes Interesse seitens ausländischer Großbrauereien gilt in der Branche als unwahrscheinlich, weil März lediglich über regionale Bedeutung verfügt. Wenn es zur Fusion des drittgrößten mit dem zweitgrößten Anbieter käme, würde erstmals ein einzelner Konzern in ganz Deutschland mit seinen Bieren präsent sein.

Ein März-Sprecher sagte zu dem Bericht, daß Brau und Brunnen (vormals Dortmunder Union- Schultheiss Brauerei AG) „einer von mehreren Interessenten ist und genauso behandelt wird wie jeder andere Interessent auch“. Angebote würden mit Interesse geprüft. Der März- Konzern beteilige sich aber nicht an Spekulationen.

Brau und Brunnen- Chef Ebeling sagte, daß ihm die „öffentlich kolportierten Preise überhöht“ erscheinen. Als Kaufpreis sei verschiedentlich 1,3 Milliarden Mark genannt worden. In der Branche hält man dem Handelsblatt zufolge höchstens 700 Millionen Mark für einen angemessenen Preis. Der März-Aufsichtsratsvorsitzende Otto Gellert hatte jüngst noch erklärt, daß eine „En-bloc-Übernahme“ der März-Brauereien nicht in Sicht sei. Diese Äußerung hatte die Branche allerdings erstaunt, denn ohne das Premiumbier Jever Pilsener hält sie den Rest des März-Sortiments für wenig wertvoll. Die Entscheidung soll bis Mitte September fallen. Die Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank (Hypo-Bank) spielt eine Schlüsselrolle beim Verkauf der März-Aktivitäten, schreibt das Blatt. Sie ist eine der Hausbanken von März sowie Großaktionär bei Brau und Brunnen. Mit einer März-Übernahme durch Brau und Brunnen würde die Hypo-Bank über ein Bierimperium mit 16 Millionen Hektoliter Ausstoß gebieten, was etwa doppelt so groß wäre, wie die nachfolgende Oetker- Gruppe. Die nächstgrößeren Brauereien wären dann abgeschlagen: Holsten braut 6,6 Millionen Hektoliter im Jahr, Warsteiner 6,2 Millionen Hektoliter und Beck's 4,8 Millionen Hektoliter.