Schwestern, rüstet Euch!

■ Neue Studie: Vor allem Frauen allein im Alter / Anteil der über 80jährigen steigt / Neue Rentenkonzepte gesucht

Berlin (taz/AP) – Die Zahl der alleinstehenden älteren Menschen wird in den nächsten Jahren deutlich zunehmen. Vor allem Frauen müssen sich auf das Single-Dasein im Alter einstellen, während die meisten alten Männer noch eine Partnerin haben, die für das seelische und leibliche Wohl sorgt. Dies geht aus einer gestern in Bonn veröffentlichten Studie des Bundesfamilienministeriums hervor.

Laut Studie werden im Jahr 2030 über zwei Drittel der Frauen, die älter als 60 Jahre sind, alleine leben. Bei den Männern der entsprechenden Altersgruppe dagegen muß nur ein Drittel den Haushalt alleine schmeißen. Gegenwärtig ist das Verhältnis allerdings noch ungerechter. Der Anteil der über 60jährigen an der Gesamtbevölkerung wird von 20 Prozent auf mehr als 30 Prozent, beziehungsweise 26 Millionen, steigen. Für Familienministerin Hannelore Rönsch (CDU) ist dabei die Zunahme der hochbetagten über 80jährigen die „eigentliche demographische Revolution“ der Nachkriegszeit. Ihre Zahl werde von 3 Millionen im Jahr 1990 auf 4,3 Millionen im Jahr 2030 klettern.

Bei einem Rentenalter von 60 Jahren müssen in 35 Jahren 100 Erwerbstätige 80 Senioren versorgen, so die Studie. Man müsse darüber nachdenken, so Rönsch, wie das Rentensystem tragfähig bleibe. Die heute 30jährigen hätten einen Anspruch auf eine vernünftige Alterssicherung. Die Verschiebungen im Altersaufbau der Gesellschaft können der Studie zufolge durch mehr Geburten und verstärkte Zuwanderung aus dem Ausland nicht gestoppt, sondern allenfalls abgeschwächt werden.

Erforderlich seien auch neue Wohn- und Lebensformen zwischen Jung und Alt, so Rönsch. Die Erfahrungen in den vergangenen Jahren haben allerdings gezeigt, daß wohngemeinschaftsähnliche Lebensformen nicht bei allen alten Menschen beliebt sind. Im Alter ist vor allem die regelmäßige, verläßliche Zuwendung von Angehörigen und Freunden wichtig, nicht aber deren ständige körperliche Präsenz – sofern kein Pflegefall vorliegt. BD