Jugendliche rekonstruieren Lagerbahnhof

■ KZ Neuengamme: Internationales Workcamp geht heute zu Ende

Das 12. Internationale „Service Civile International-Workcamp“ (SCI) auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Neuengamme geht heute zu Ende. 16 junge Frauen und Männer aus Westeuropa, Neuseeland und Afrika haben drei Wochen lang an der Wiederherrichtung des Lagers gearbeitet. Schwerpunkt: Die Rekonstruktion des Lagerbahnhofs.

„Vor allem die französischen Häftlingsorganisationen haben sich dafür eingesetzt, daß mit dem alten Lagerbahnhof etwas passiert“, erläutert SCI-Organisator Peter Loh. Über den Lagerbahnhof waren ab 1943 Massentransporte mit französischen Gefangenen eingetroffen, die in Neuengamme interniert wurden. Im kommenden Mai, zum 50. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus, sollen auf dem Areal mehrere Veranstaltungen stattfinden.

Die Rekonstruktion dieses Komplexes war sehr aufwendig. Loh: „Wir haben zum Teil mit professionellen Firmen zusammengearbeitet. Sonst wäre es nicht möglich gewesen, 180 Meter Gleise zu verlegen.“ Dazu mußten Bäume entfernt und die Schienen mit Schotter „verfüllt“ werden. Auf den Gleisen steht nun ein restaurierter Original-Waggon, der vor drei Jahren in Beständen der DDR-Reichsbahn entdeckt worden war. Da der Lagerbahnhof selbst nicht mehr rekonstruierbar ist, weil Aufzeichnungen aus jener Zeit fehlen, haben die Work-Camper ein Fundament mit Fußabdrücken gegossen. Loh: „Dadurch soll ein Eindruck vermittelt werden, wieviele Menschen in einem Waggon transportiert worden sind. Teilweise kamen pro Wagen 150 Menschen an.“

Unterstützt wurde das Camp vom Museumspädagogischen Dienst, aber auch von der Feuerwehr und der Hafenbahn, die Gleise zur Verfügung stellte. Zu den befürchteten Übergriffen durch die Bergedorfer Neonazi-Szene ist es nicht gekommen. Loh: „Die Polizei hat uns sehr unterstützt. Die sind nachts alle halbe Stunde Patroullie gefahren.“ Kai von Appen