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Großflughafen in kleinen Schritten

■ Wegen finanzieller Schwierigkeiten nur schrittweise Inbetriebnahme / Ein Berliner Flughafen soll offen bleiben

In der Berliner Luftverkehrspolitik bahnt sich eine Wende an. Bislang war geplant, daß mit der Eröffnung eines Großflughafens im Jahr 2004 die drei vorhandenen Berliner Flughäfen Tegel, Schönefeld und Tempelhof geschlossen werden. Möglicherwiese soll nun aber einer der beiden großen Airports Tegel und Schönefeld auch nach der Inbetriebnahme eines neuen Großflughafens südlich von Berlin weiterhin offen bleiben. Über ein entsprechendes „Spielmodell“ berichteten zwei Mitarbeiter des Bundesverkehrsministeriums der taz. Hintergrund der Überlegung sollen die enormen Finanzprobleme sein, die ein neuer Flughafen mit sich bringt. Die drei Gesellschafter Berlin, Brandenburg und die Bundesregierung, die die Berlin-Brandenburger Flughafen-Holding (BBF) bilden, haben in diesem Monat deshalb auch eine Lenkungsgruppe gegründet, die für die benötigten rund 20 Milliarden Mark Geldgeber suchen soll.

Wie es gestern aus dem Bundesministerium hieß, werde nicht mehr ausgeschlossen, den Großflughafen nur noch in kleinen Stufen in Betrieb zu nehmen. Der Vorteil der schrittweisen Inbetriebnahme wäre, daß die 20 Milliarden Mark nicht auf einen Schlag benötigt würden. Nachteil sei, daß einer der vorhandenen Flughäfen weiterhin offen bleiben müßte, weil die jährlich schätzungsweise 20 Millionen Passagiere sonst nicht abgefertigt werden könnten. Alle Beteiligten seien sich dabei im klaren, daß die ursprüngliche Absicht – nur den Großflughafen zu betreiben – die allergünstigste sei.

Die neuen Überlegungen stellen alle bisherigen politischen Absichtserklärungen der Berliner und Brandenburger Landesregierung vollkommen in Frage. Bei der Einigung zwischen beiden Ländern hatte Brandenburgs Umweltminister Matthias Platzeck (Bündnis 90/Die Grünen) darauf bestanden, daß mit der Eröffnung eines neuen Großflughafens alle Berliner Flughäfen geschlossen werden müßten, um die „ökologische Gesamtbilanz“ nicht zu verschlechtern. Auch die Zahl der Arbeitsplätze, mit denen Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) argumentiert hatte, würde weit über das Jahr 2004 hinaus deutlich geringer ausfallen.

Helmut Bojanowski, der die ÖTV im Aufsichtsrat der BBF vertritt, dementierte auf Anfrage neue Überlegungen bei der Flughafenplanung. Ihm seien sie nicht bekannt, der Aufsichtsrat habe solch eine Untersuchung nicht in Auftrag gegeben. Auch BBF-Geschäftsführer Manfred Hölzel soll von derartigen Planspielen nichts wissen.

SPD für schnelles Ende von Tempelhof

Die SPD bekräftigte ihre Forderung, den Flughafen Tempelhof „schnellstmöglich“ zu schließen. Die Schließung dieses Airports sei in der Koalitionsvereinbarung festgelegt, betonte der betriebspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Jürgen Kriebel. Die rückläufigen Passagierzahlen bestätigten den gefaßten Beschluß, die Verluste in zweistelliger Millionenhöhe seien nicht vertretbar. Dirk Wildt

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