Uruguay liefert Basken an Spanien aus

■ Mehrere Tote bei Protesten in Montevideo

Berlin (taz) – Bei einem Polizeieinsatz in der uruguayischen Hauptstadt Montevideo wurden in der Nacht zum Donnerstag drei Menschen erschossen und über fünfzig zum Teil schwer verletzt. Anlaß waren Proteste gegen die Auslieferung dreier baskischer Gefangener an den spanischen Staat. Die drei mutmaßlichen ETA-Mitglieder waren seit 1992 wegen Dokumentenfälschung in Montevideo inhaftiert und wurden nun auf spanisches Gesuch in einer Militärmaschine nach Madrid überführt, wo sie gestern eintrafen.

Luis Lizarralde, Mikel Ibañez und Jesus Goitia befanden sich seit zwei Wochen in einem unbefristeten Hunger- und Durststreik, um ihrer Forderung nach politischem Asyl in Uruguay Nachdruck zu verleihen. Von den spanischen Behörden werden die mutmaßlichen Etarras des Mordes und der Beihilfe zum Mord beschuldigt.

Da sehr viele UruguayerInnen während der letzten Militärdiktatur selbst auf politisches Asyl angewiesen waren, kam es zu massiven Protesten gegen die Auslieferung der Basken. Am Mittwoch abend hatten sich etwa 4.000 UnterstützerInnen vor der Klinik versammelt, wo die drei Etarras unter massivem Polizeiaufgebot interniert waren. Berittene Polizei bahnte sich unter Einsatz von Schußwaffen den Weg zu den Gefangenen, um sie abzuholen. Augenzeugen berichten von einer regelrechten Jagd auf die Versammelten. Einige Demonstranten werden noch vermißt.

Die ehemalige Guerilla MLN- Tupamaros, die heute Teil des Linksbündnisses „Frente Amplio“ ist, sprach von einer in Uruguay bisher unbekannten Brutalität, da die Repressionskräfte auf eine friedliche Menge geschossen hätten. Der Gewerkschaftsdachverband PIT-CNT rief für gestern zu einem Generalstreik aus Protest gegen das Massaker auf. Innenminister Angel Maria Gianola beschuldigte „bewaffnete Banden“, die Auseinandersetzungen provoziert zu haben, und sprach von einer „erfolgreichen Operation“.

In Uruguay finden im November dieses Jahres Präsidentschafts- und Parlamentswahlen statt, bei denen der „Frente Amplio“ gute Aussichten eingeräumt werden. Miriam Lang