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■ TennisBecker stänkert

New York (dpa/taz) – Die heute beginnenden US Open stehen vor einem Scherbenhaufen: Die Publikumslieblinge Martina Navratilová und Jimmy Connors haben abgesagt und ließen sich auch von den Beschwörungen des TV-Senders CBS nicht umstimmen. Pete Sampras, Steffi Graf und Goran Ivanisevic bleiben trotz tagelanger Dauerbehandlung verletzt, Monica Seles und Jennifer Capriati weiterhin spurlos verschwunden. „Die US Open sind charakteristisch für die Situation im Welttennis, das von einer Krise in die nächste humpelt“, kommentierte die New York Times.

Nach einer fünfwöchigen Zwangspause wegen einer Entzündung im linken Sprunggelenk konnte Titelverteidiger Sampras nur einmal vernünftig trainieren, Steffi Graf vertraut auf ein Rückenkorsett, und Ivanisevic fühlte sich mit seiner Hüftprellung wie „20 Jahre älter“. Kein Wunder, daß der Veranstalter, der US-Tennis-Verband (USTA), um seine Vorzeigeveranstaltung fürchtet. Und das, obwohl der USTA nach der herben Spieler-Kritik des Vorjahres, das Essen in der Spielerlounge sei „Gift-Pasta“, diesmal einen Delikatessen- Zulieferer verpflichtet hat. Martina Navratilová begründete ihre Absage damit, daß das Turnier „das furchtbarste der Welt ist und von niemandem geliebt“ wird. „Es sind sicher einige unglückliche Umstände, aber es wird trotzdem wie immer ein tolles Spektakel“, ist USTA-Präsident Frazer dennoch zuversichtlich. Boris Becker, der seinen Triumph von 1989 in Flushing Meadow wiederholen will, kritisierte unterdessen erneut die Fehler im ATP-Tour-System – und pickte sich als Beispiel ausgerechnet seinen Erzrivalen heraus: „Es kann doch nicht sein, daß Michael Stich unter den ersten fünf steht, aber in diesem Jahr nur ein Spiel bei einem Grand-Slam-Turnier gewonnen hat.“ Becker läßt derzeit kaum eine Gelegenheit aus, gegen Stich zu stänkern, der – ebenso wie andere Spieler, die zum Erreichen des Davis-Cup-Halbfinales gegen Rußland (23.–25. September in Hamburg) beitrugen – über Beckers Plan gemurrt hatte, erst zum eventuellen Finale anzutreten. Teamchef Niki Pilic hatte daraufhin erklärt, daß Becker nur im Endspiel eingesetzt werde, wenn er auch gegen Rußland spiele. Das wiederum brachte den Verbandspräsidenten Claus Stauder auf die Palme, der genau weiß, daß die Finalchancen, etwa gegen die USA, ohne Becker sehr gering wären. „Es ist falsch, daß Pilic jetzt eine so absolute Position bezogen hat“, wetterte Stauder in einem Tagesspiegel-Interview und fügte hinzu: „Außerdem fände ich es besser, wenn man sich erst mal mit ganzer Kraft auf das Halbfinale konzentriert.“ Und dies wird mit ziemlicher Sicherheit ohne Becker stattfinden.

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