■ Mit deutschen Investitionen auf Du und Du
: Mehr Geld gen Osten

München (dpa/taz) – Die deutsche Wirtschaft investiert verstärkt in den Reformländern Osteuropas. Das Nachsehen haben die etablierten Industrieländer. So vermeldet das Münchener Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung. Der Anteil der Dritten Welt an den deutschen Direktinvestitionen hat sich nach Analyse der Experten auf Basis der Daten für 1993 auf niedrigem Niveau stabilisiert.

Noch im Jahr 1990 waren deutsche Gelder zu weniger als einem Prozent nach Polen, Ungarn, die damals noch existierende Tschechoslowakei, Bulgarien und Rumänien gegangen. 1993 lag der Anteil der deutschen Direktinvestitionen in den Reformländern hingegen schon bei knapp zehn Prozent: 1,8 Milliarden Mark wurden für Fabriken und Maschinen ausgegeben. Schon in den letzten Jahren hatte der Anstieg eingesetzt: 1992 erschien es deutschen Investoren günstig, 6,4 Prozent in Osteuropa unterzubringen.

Der Anteil der deutschen Direktinvestitionen in den Industrieländern ist von 95,8 Prozent im Jahr 1990 auf 89,2 Prozent im Jahr 1992 abgesackt. Auch im letzten Jahr setzte sich der Trend fort: Nur noch 85,6 Prozent der Gelder für Ausrüstung flossen in die reichen Länder; das ist immerhin ein Rückgang von 15,5 Milliarden Mark im Vergleich zum Anfang des Jahrzehnts. Fast drei Viertel der deutschen Investitionen aber werden noch immer bei den westeuropäischen Unionskollegen getätigt.

Für die Entwicklungsländer sah es allerdings immer in etwa gleich schecht aus. Wurde 1990 noch ein Anteil von 3,4 Prozent ermittelt, so waren es 1992 immerhin ein Prozent mehr und im letzten Jahr waren es 4,6 Prozent. Das ist nicht viel für den entschieden größten Teil des Erdballs: 828 Millionen Mark.

Deutschland blieb nach Japan trotz Rezession die zweitgrößte Gläubigernation der Welt: Allein in den vergangenen fünf Jahren lagen die deutschen Direktinvestitionen um jährlich 13 bis 26 Milliarden Mark über den Direktinvestitionen des Auslands in der Bundesrepublik. Allerdings sackte der Nettotransfer deutscher Direktinvestitionen seit 1991 ab. Im Rezessionsjahr 1993 wurden netto noch 18,1 Milliarden Mark investiert. Das Ifo-Institut: „Interessant ist jedoch der Tatbestand, daß die Reformländer des Ostens von dieser Entwicklung nicht betroffen waren, sondern weiter sowohl absolut als auch noch viel deutlicher relativ an Bedeutung für ausländische Investoren gewannen.“