Mandela sagte erneut Auslandsreise ab

■ Der südafrikanische Präsident mußte zum zweiten Mal aus Gesundheitsgründen zu Hause bleiben / Südafrika tritt der Frontstaaten-Gemeinschaft bei

Johannesburg (taz) – Der 76jährige südafrikanische Präsident Nelson Mandela mußte zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen eine Reise aus Gesundheitsgründen absagen. Wie Außenminister Alfred Nzo in Gabarone, der Hauptstadt Botswanas, mitteilte, verordneten die Ärzte dem erst Ende April gewählten Staatsoberhaupt Ruhe. Nzo: „Wir sind auch nicht aus Stein. Es kommt der Moment, wo wir uns ausruhen müssen. Er hat sehr hart gearbeitet.“

Mandela sollte am heutigen Montag eigentlich an der Sitzung der „Southern Africa Development Community“ (SADC) teilnehmen. Die Organisation, 1980 in Sambias Hauptstadt Lusaka von den sogenannten Frontstaaten gegründet, um ökonomisch gegen das damalige Apartheid-Regime in Pretoria bestehen zu können, wird Südafrika als Vollmitglied aufnehmen.

Vor zwei Wochen hatte Mandela ebenfalls aus Gesundheitsgründen einen Staatsbesuch in Tansania absagen müssen. Aus der Umgebung des 76jährigen Präsidenten verlautete schon früher, daß es um die Gesundheit des Staatsoberhaupts nicht optimal stehe. Mandela, der als „Workaholic“ gilt, tendiert ohnehin schon dazu, sich zu überanstrengen. Schon im Wahlkampf und mehrfach seit den April-Wahlen mußte er deshalb eine Schonpause einlegen. „Solange es sich um vermeintlich kleine Problemchen handelt, beachtet Mandela sie nicht. Dadurch entwickeln sich oft ernste Gesundheitsprobleme, und dann müssen sofort die besten Spezialisten geholt werden“, beschreibt ein Mitarbeiter Mandelas Umgang mit sich selbst.

Tatsächlich ist das Pensum, das sich der 76jährige Präsident auferlegt, erstaunlich. Morgens steht er um 5 Uhr auf und dreht ein paar Runden zu Fuß. Seit er zum Staatsoberhaupt gekürt wurde, reihen sich Termine aneinander. Unermüdlich wirbt Mandela um das Vertrauen der Wirtschaft. Seit einigen Wochen bricht er an Wochenenden auch wieder zu sogenannten „Peoples Forum“ auf. Im Wahlkampf dienten die Versammlungen dazu, sein Programm unter die Leute zu bringen. Jetzt will er dafür sorgen, daß seine Wähler mangels schnell anrollender Veränderungen nicht die Geduld verlieren.

Mandela, der sich während seiner 27jährigen Haft einer Prostata- Operation unterziehen mußte und an Tuberkulose erkrankte, gilt als Garant eines stabilen Beginns der Demokratie in Südafrika. Gesundheitliche Probleme des großen alten Mannes vom Kap der Guten Hoffnung werden deshalb mit besonderer Aufmerksamkeit beobachtet. Willi Germund