Mit den Böllern von Herrn Wu

■ Das 17. Alstervergnügen kommt über Hamburg Von Katrin Wienefeld

Achtung, Achtung! Eine Warnung an alle: Von Donnerstag bis Sonntag findet das Alstervernügen statt. Rund um die Binnenalster besteht akute Sinnesgefahr, die Bannmeile zieht sich in südlicher Richtung weiter bis zum Rathausmarkt. Vorsicht auch in allen U- und S-Bahnen und Bussen: Der HVV-Sonderservice ist an diesen Tagen länger im Einsatz, die zur Alster fahrenden Buslinien werden verstärkt, die Nachtbusse fahren alle 15 Minuten strahlenförmig vom Rathausmarkt in jede Richtung!

Carlheinz Hollmann, der pure Vertreter des deutschen Unterhaltungsgewerbes, begrüßte schon gestern ahnungslose Presseleute, um sie mit einem verbalen Dauerregen zu überschütten: „Freuen uns, zum 17. Male..., erwarten eine Million Besucher mehr als beim letzten..., ganz neu präsentieren wir ..., freuen uns, die Feinschmeckermeile..., ein kulturelles Ereignis...“. Hollmann lächelte ununterbrochen die Alstergaudi schön, so daß seine Auftraggeber von der „Werbegesellschaft der Ambulanten Gewerbe- und Schausteller GmbH“ vermutlich Grinsebonus zahlen müssen.

Hollmann selbst wird für den NDR die Moderation übernehmen. Kostprobe gefällig? „Für dieses Fest habe ich meinen Leitspruch zur Verfügung gestellt: Carpe diem – nutze den Tag, pflückt Rosenblüten, solange es geht, denn morgen schon, kann es sein, sind sie verweht...“

Es macht schon einige Mühe, in dem dichtbedruckten Programm die Ereignisse zu sortieren: Da präsentiert sich Herr XY mit Sängerin BC, dort trumpft das Weltereignis So-und-So auf mit dem berühmten Fragmichwie, daneben ist GuteLaune garantiert mit Radio BÄ und Clown HA, der die ganze Zeit die Herzen der Allerallerkleinsten verzückt. Kurzum: Alles wie gehabt. Der Blick auf die imposante Sponsorenliste läßt auf verschärften Kommerz schließen. Diverse Brauereien, Radio- und Fernsehsender, klar, und die Zigarettenfirmen sorgen für's Niveau. Auf den 14 Bühnen werden Kleinkunstperlen wieder einmal selten zu finden sein. Brüllwitze mit Lilo Wanders und der Midnight-Show sind garantiert, die übliche Musik mit Rock'n Roll und Oldies runden das Fest ab.

So richtig neu beim Vergnügen sind die nächtlichen Feuerwerk-Ereignisse. Da zeigen nacheinander Italien, Deutschland und – unter Leitung von Fachmann Wu – China knallend und schießend die Feuerwerkskunst ihrer Nationen beim „ersten internationalen Feuerwerk Festival“. Wenn am Donnerstag um 15 Uhr zur „fröhlichen Eröffnung“ Mozarts Don Giovanni versungen wird, stehen zu Recht auch einige Hilfsorganisationen dabei, um von Spenden zu profitieren.

Extrabonus zum Anfassen: Heidi Kabel an der Haifischbar, die nachträglich Glückwünsche entgegennimmt. Die steht aber auch im Panoptikum auf der Reeperbahn.