Plastikkartell macht einen Rückzieher

■ Mit geänderten Eigentümerstrukturen will die Kunststoffverwertungsfirma des Dualen Systems dem Verbot durch das Kartellamt entgehen

Berlin (taz) – Die Abfallentsorger werden sich aus der DKR Gesellschaft für Kunststoffrecycling zurückziehen. Die DKR, die gegenüber dem Dualen System (DSD) für die Plastikverwertung verantwortlich ist, kam damit einem Verbot durch das Bundeskartellamt zuvor. Die Wettbewerbshüter hatten der DKR vorgeworfen, sie habe mit langfristigen Verträgen und Gebietsabsprachen ein Verwertungsmonopol für Plastemüll aufgebaut. Noch negativer beurteilte das Kartellamt die Besitzverhältnisse bei der DKR: Neben dem DSD selbst sind die Kunststoffindustrie und die Abfallentsorger Gesellschafter. Die Verwerter, also die Auftragnehmer, sind damit ihre eigenen Auftraggeber und können die Preise fast beliebig festlegen. Und da geht es immerhin um beträchtliche Summen: Die DKR schießt zur Verwertung einer Tonne Plastikmüll 750 bis 1.000 Mark zu, finanziert über den Grünen Punkt.

Bis Mittwoch hatte das Kartellamt der DKR Zeit gegeben, sich etwas einfallen zu lassen. Offenbar stritten sich Gesellschafter und Aufsichtsräte noch bis zur allerletzten Sekunde, so daß dem Kartellamt erst heute ein schriftlicher Vorschlag unterbreitet werden soll. Dieses hält bis dahin still. Mündlich informierte die DKR die Kartellwächter, daß sie bei der Eigentümerfrage nachgeben werde.

Bis zum 15. Oktober wollen die Entsorgungsunternehmen wie RWE, VEW und diverse Mittelständler ihre Anteile an der DKR, insgesamt 50 Prozent, verkaufen, so DKR-Sprecherin Claudia Schmitz. Die Hälfte davon wolle das DSD übernehmen, die andere soll in Bankenbesitz übergehen. Im Aufsichtsrat lassen die Vertreter der Entsorger ihre Ämter ruhen.

Schmitz verteidigte jedoch die 10-Jahres-Verträge mit den Recyclingfirmen. Das Kartellamt hatte moniert, daß damit der Markt gegenüber neu dazukommenden Unternehmen abgeschottet würde. Die langfristigen Verträge seien für die Entsorgungswirtschaft und auch für die Sicherheit der Verwertung nötig. Allein RWE hat etwa 100 Millionen Mark in Anlagen zur Kunststoffverwertung gesteckt.

Ein Kartellamtssprecher meinte, daß die DKR erst noch allerhand Fragen beantworten müsse, um dem Verbot tatsächlich zu entgehen. Schließlich geben auch die Entsorger ihren Einfluß auf die DKR keineswegs zur Gänze auf. Denn seit sie das Duale System vor der Pleite retteten, stellen sie dort drei Aufsichtsräte. Das DSD wiederum soll künftig 50 Prozent der DKR besitzen. Nicola Liebert