: Bauen mit der Wünschelrute
■ Wasseradern, Metallbetten und selbst batteriebetriebene Radiowecker stören das menschliche Wohlbefinden / Ein Wissensgebiet ohne DIN-Norm ist keine Scharlatanerie / Interview mit dem Architekten und ...
Wer „ökologisches Bauen“ sagt, meint in der Regel die Reduktion der Gifte in den Baumaterialien, berücksichtigt allenfalls eine möglichst wenig umweltschädigende Herstellung der Baustoffe und verzichtet vielleicht auf Tropenholz. Doch wenn unterirdische Wasserströme selbst Mauerwerk bersten lassen und Fußbodenheizungen Strahlungsfelder erzeugen, kann das menschliche Wohlbefinden davon nicht unbeeinflußt bleiben.
Radiaesthesie – hinter diesem Wort verbergen sich „Radius“ (Strahl) und „Aesthesie“ (Empfindung) – läßt sich nachweisen. Meßgeräte sind unter anderem Pendel und Wünschelrute. Die Auswirkungen dieser Strahlungen zu erforschen und Schlußfolgerungen in das Bauwesen zu integrieren hat sich Eike Hensch (59) zur Aufgabe gemacht. Er unterrichtet an der Fachhochschule Hannover Gebäudelehre, Haustechnik und städtebauliche Soziologie im Fachbereich Architektur in Nienburg.
taz: Den Begriff „ökologisches Bauen“ erweitern Sie um die Komponente „Radiaesthesie“. Sie weisen mittels Wünschelrute und Pendel Stahlungen nach, die aus dem Erdinneren kommen und das Wohlbefinden beeinflussen. Können Sie störende und weniger störende Baustoffe bestimmen?
Eike Hensch: Ja. Wir wissen heute um Frequenzen, die bestimmte desolate Zustände verursachen. Diese Frequenzen lassen sich mit abstimmbaren Antennen ermitteln. Ökologisches Bauen heißt für mich, daß der Mensch, solange er lebt, gesund bleibt, glücklich und arbeitskräftig ist, er also gar nicht erst in desolate Zustände kommt aufgrund irgendwelcher Phänomene, die er nicht riechen und hören kann, sondern allenfalls fühlen – wenn er begabt ist. Die bisherige Baubiologie bestand darin, daß man sagte: „Gras aufs Dach, Grün an die Wand, fertig ist das Ökoland.“
Wir gehen heute weiter, denn die Leute werden trotz Dachbegrünung und Verwendung ökologischer Baustoffe genauso krank wie zuvor. Was nützt das schönste baubiologisch orientierte Haus, wenn die Bewohner sich auf den Kreuzungspunkt eines unterirdischen Wassersystems legen und dabei noch einen Fernseher oder ein anderes elektromagnetisches Gerät betreiben?
Baustoffe, die unter hohem Energieaufwand hergestellt werden, entziehen Organismen Energie, heißt es. Auf welche Baustoffe sollte man denn verzichten?
Ich habe die Erfahrung gemacht, daß man Technik und Baustoffe nicht verteufeln sollte. Aber wir müssen lernen, wissend damit umzugehen, und genau das geschieht mit den radiaesthetischen Meßmethoden. Wenn Sie beispielsweise einen Fensterrahmen aus Metall haben, ist er, antennentechnisch betrachtet, eine Figuration mehrerer V-Dipole, also abgeknickter Stäbe in Form der klassischen Wünschelrute. Dieser Rahmen als Antenne wird durch Mikrowellenstrahlungen aus dem Erdinneren angeregt. Die Strahlung wird durch Verwerfungen im Erdreich oder durch Grundwasserkonzentrationen nach physikalischen Gesetzen gebeugt und gebrochen. Dadurch gibt es Verstärkungen der Strahlungsintensität, und die treffen auf unseren Fensterrahmen, der in Resonanz gerät, wenn er eine bestimmte Größe hat und somit zur abstrahlenden Antenne wird. Das erzeugt ein Schwingungsfeld, und wenn dieses Feld zum Beispiel die Schlafstätte trifft, kann es zu biologischen Störungen kommen. Dabei geht es jedoch immer nur um langfristige und nicht um kurzfristig beweisbare Prozesse. Das ist die Schwierigkeit.
Welcher Art sind diese Störungen? Bekomme ich Depressionen oder wird mir schlecht davon?
Aus mancher Ärzte Sicht geht es in erster Linie um die Schwächung des Immunsystems. Danach sind Krankheiten je nach persönlicher Empfindlichkeit Tür und Tor geöffnet. Wir wissen aber heute bereits um bestimmte Frequenzen oder Wellenlängen, die – gerade im schwachenergetischen Bereich – psychische Störungen hervorrufen, die dann langfristig zu Organschäden führen können.
Von der Radiaesthesie ist der Schritt zur Esoterik nicht weit. Kurz danach kommt die Scharlatanerie. Selbst gestandene Architekten werden bei diesem Thema unsicher. Ist Radiaesthesie eher eine Glaubensfrage?
Esoterik ist doch nichts weiter als „nach innen gekehrt leben“, so die Bedeutung des Wortes. Das heißt, man solle mehr auf sich selbst hören als immer nur auf das, was in der Zeitung steht oder die Ärzte meinen. Spätestens dann, wenn ständiger Schmerz möglicherweise im Urlaub verschwindet, sollte man hellhörig werden. Und Scharlatanerie? Für die Strahlenfühligkeit gibt es keine DIN-Norm, wohl aber physikalische Erklärungen. Insofern sind natürlich in unserem Lande diejenigen, die zur Astgabel greifen und einen Rutenausschlag bekommen, sehr schnell als Scharlatane verrufen, weil es für dieses Wissensgebiet, das noch nicht zu den offiziellen Wissenschaften gehört, nun mal keine DIN-Norm gibt. Und „glauben“ heißt im biblischen Sinn „annehmen“. Wenn Ihnen also jemand sagt, daß Sie auf einer Wasserader liegen, diesen Gedanken anzunehmen, den Weg forschend weiter zu verfolgen und nicht einfach vom Tisch zu wischen. Wenn Sie radiaesthetische Reaktionen für Unsinn halten, weil wir schließlich im 20. Jahrhundert leben, Sie allerdings zu faul zum Forschen sind, wird es ein falsch akzeptierter Glaube. Dann schalten Sie den „Meßempfänger Mensch“ – nämlich Ihren Glauben, wenn Sie so wollen – einfach ab. So bekommen Sie auch keinen Rutenausschlag, keine Antwort auf Ihre innere Stimme.
Sie kennen den Satz „form follows function“, über den alle Architekten streiten. Finden Sie mit Ihrer Herangehensweise an Architektur in der Fachwelt Gehör, oder stoßen Sie bei Ihren Kollegen auf Vorurteile, weil Sie diesen Satz noch ganz anders interpretieren?
Dieser Satz will sagen, daß aus jeder Funktion eine Form erwächst – und auch eine physikalische Erscheinung ist eine Funktion, die Form verursacht. Ein Beispiel: Es gibt Frequenzen, von denen wir wissen, daß sie heilsame Wirkung haben. Wenn Sie einen Raum entsprechend diesen Wellenlängen gestalten, ergibt sich in diesem Raum eine stehende Welle dieser Heilfrequenzen: ein „Heil- Raum“. Dies kann ein Hinweis für Krankenhausbauer sein. Man könnte mit einer bestimmten Raumschwingung das Immunsystem stärken! Im Mittelalter wußten das die Baumeister der Klöster. Sie hatten Heilräume mit diesem speziellen Schwingungsbild geschaffen. Man war jahrhundertelang unfähig, das nachzuvollziehen. Inzwischen können wir es wieder. Die meisten Architekturkollegen begreifen diesen Themenkreis. Natürlich gibt es immer wieder stark rationalistisch geprägte Kollegen, die im Architekturbetrieb allein wirtschaftliche Gesetzmäßigkeiten für bedeutsam halten. Auch das ist wichtig.
Geobiologen sagen, Zusammenhänge zwischen Störzonen und bestimmten Krankheiten seien nicht von der Hand zu weisen. Werden Sie zum Beispiel von Leuten gerufen, um mit Pendel und Wünschelrute über ein Grundstück zu gehen und zu untersuchen, ob das zu bebauen gut tut?
Ich bekomme häufig Anfragen von planenden Gemeinden und Architekten, die mich bitten, eine radiaesthetische Untersuchung von Baugebieten zu machen. Hat man ein einzelnes Grundstück, sollte man „Störzonen“, wie sie von Rutengängern genannt werden, für das Gebäude meiden und auf keinen Fall die Schlafstätte dorthin bauen. Der Schlaf an einem Ort, wo wir uns regenerieren können und keine fremden Schwingungen aufnehmen sollten, ist wichtig. Eine Grundstücksbegehung zu vollziehen ist prinzipiell richtig, aber sie ist nur ein Teil des Ganzen. Hier wirken Zeit und Raum. Zeit insofern, als daß man nicht weiß, welche elektronischen Geräte die Bewohner sich in ihre Behausung stellen, die Strahlungen verstärken können. Und Raum bedeutet, daß nicht alles nur aus der Erde kommt, sondern manches auch von oben oder von der Seite. Zum Beispiel reflektieren Aluminiumfolien in Dachflächen Erdstrahlung.
Nun würden sich Baupolitiker die Haare raufen, forderte man sie
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auf, dieses oder jenes Haus abzureißen, weil es als menschliche Behausung nichts taugt und krank macht.
Man kann Entwicklungen nicht aufhalten. Eine Erkenntnis wird sein, daß Leute meiden, was man ihnen an Baulichkeiten vorsetzt, sollten sie jenen Schritt der Erkenntnis gewagt haben. Ich meine, wir gehen da guten Zeiten entgegen. Die Hellhörigkeit und das Interesse an Kursen ist immens. Hier kommen Geologen, Architekten, Ärzte, Heilpraktiker.
Wie sollte man sich einrichten? Worauf verzichten?
Jeder Mensch richtet sich so ein, wie er es für seinen „angestrebten“ Zustand braucht. Ein Misanthrop wird sich Dinge in den Raum stellen, die dafür Sorgen, daß das miese Strahlungsfeld aufrechterhalten bleibt. Er ist danach „süchtig“. Jede Veränderung würde ihm eine Erstverschlimmerung seines Zustandes bescheren. Er baut sich immer wieder alles Störende um sich herum auf. Ein Teufelskreis, dem er alleine kaum entrinnen kann. Man sollte versuchsweise nachts auf sämtliche Elektrik verzichten. Selbst ein Radiowecker, auch wenn er nur batteriebetrieben ist, gehört nicht in ein Schlafzimmer, schon gar nicht neben das Bett. Fernsehgeräte im Schlafzimmer geben Schwingungen ab – auch wenn sie nicht betrieben werden –, denn Oszillatoren und Schwingkreise sind auf die Frequenzen der angeschlossenen Antenne abgestimmt und damit ständig angeregt.
Jede Erkenntnis durchlaufe drei Phasen, meinte Schopenhauer. In der ersten werde sie verlacht, in der zweiten bekämpft. Und hat sich die Sache einmal durchgesetzt, höre man den Vorwurf: Warum wurde das nicht schon früher erkannt? An welchem Punkt steht derzeit die Radiaesthesie?
Sie steht zwischen „bekämpft“ und „warum haben wir es nicht schon früher erkannt“. Wenn ich vor einigen Jahren einen Vortrag zu diesem Thema gehalten habe, saßen dort Leute, die nicht nur lachten, sondern auch schimpften. Heute ist das Interesse stark angewachsen. Nahezu an jeder Fachhochschule mit Fachbereichen für Architektur gibt es einen Kollegen, der sich in irgendeiner Form mit Radiaesthesie beschäftigt. An der Universität Innsbruck hat ein Kollege über dieses Thema promoviert, und auch in Polen ist dies möglich. An der Universität in Moskau soll es zwei Institute geben, die sich damit befassen. In Deutschland haben wir ein weitgefächertes Forschungsgeschehen auf privatwissenschaftlicher Ebene. An den Universitäten jedoch wird die heiße Kartoffel kaum berührt. Denn das ist eine Frage der wissenschaftlichen Anerkennung. „Wissenschaft“ heißt, daß jeder Versuch jederzeit nachvollziehbar ist. Aber gerade das gelingt hier nicht, da jenes „Meßgerät“, der Mensch, er selbst ist und dies bei unterschiedlicher Verfassung. So arbeiten wir im stillen Kämmerlein, aber jeder kann sich das Wissen besorgen, das er für seine persönliche Forschung benötigt. Schließlich ist Architektur betreiben mehr, als nur Steine übereinanderzusetzen und Räume zu schaffen. Interview: Andreas Lohse
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