Lemwerder ist wieder gerettet

■ Die Belegschaft traut sich sogar zu feiern

Bremen (taz) – „Rundum zufrieden“ ist der Betriebsratsvorsitzende der Dasa-Werke Lemwerder, Erwin Nowak, über den zwischen Niedersachsens Ministerpräsidenten Gerhard Schröder und Dasa-Chef Jürgen Schrempp ausgehandelten Kompromiß. Schwierigkeiten in den Verhandlungen hatten die Belegschaft bis zum letzten Moment zittern lassen. Nachdem am Mittwoch nachmittag die gute Nachricht verbreitet wurde, hatten die Lemwerderaner per Lautsprecherwagen die Bevölkerung des kleinen Ortes in der Nähe von Bremen an die Werkstore gerufen und Freibier spendiert. Am kommenden Mittwoch soll auf einer Betriebsversammlung gefeiert werden – Ministerpräsident Schröder (SPD) ist dazu eingeladen. Für ihn ist der Fall auch ein persönlicher Erfolg. Im Vorfeld der Landtagswahlen, in denen er die Grünen als Koalitionspartner abschütteln und nach dem schlechten Abschneiden der FDP die absolute Mehrheit erobern konnte, hatten viele Dasa- Mitarbeiter daran gezweifelt, ob das Land auch jetzt noch das Risiko für den Betrieb tragen will.

Jetzt wird eine Tochterfirma der Norddeutschen Landesbank (NordLB) den juristischen Rahmen für die neue Aircraft Services Lemwerder (ASL) übernehmen, nicht aber das Risiko. Die Belegschaft habe auf übertarifliche Leistungen im Umfang von neun Prozent des Lohnes verzichtet, dafür aber eine Beschäftigungsgarantie für zwei Jahre erhalten. „Wer hat das schon in diesen Zeiten“, freut sich Nowak. Die Umrüstung von vier Fedex-Maschinen sichert für Lemwerder bis Mitte 1996 Arbeit. Die Ersatzteilfertigung bindet bis 1999 insgesamt 150 Mitarbeiter, für zwei Jahre verbleibt die Transall-Wartung in Lemwerder, um zivile Aufträge darf sich das Werk ab sofort bemühen. Damit hat das Werk eine gute Startchance, die Löhne werden weitergezahlt, versicherte Schröder. Der frühere Preussag-Vorstandschef Ernst Pieper soll den Aufsichtsratsvorsitz bei ASL übernehmen. Das Land Niedersachsen hat mit der Verantwortung für das Werk eine Summe von der Dasa zugesagt bekommen, die nach Angaben des Wirtschaftsministers Fischer der Summe entspreche, die die Dasa für Sozialpläne bei Stillegung hätte ausgeben müssen. Nach der weiterhin geltenden Betriebsvereinbarung würde ein nach Ablauf der zweijährigen Beschäftigungsgarantie entlassener Dasa-Mitarbeiter in Lemwerder im Durchschnitt 70.000 Mark Abfindung erhalten. Klaus Wolschner