Doppelt gefeiert hält besser

■ Öde in Bremen, üppig in Berlin / Kohl-Hilfe von Promis

Berlin (taz) – Kanzler Kohls Promotion-Club „Wir für Deutschland“ plant zum Tag der Einheit ein Einheiz-Fest für den Wahlkampfendspurt. Ein Tag vor dem Feiertag sollen 16.000 Menschen aus 16 Ländern durch das Brandenburger Tor ziehen, abends gibt es ein Popkonzert: halt ein richtiges Volksfest.

Weniger Volksfestcharakter haben die offiziellen Feiern in Bremen. Die Hansestadt ist nach dem Saarland dieses Jahr mit der Ausrichtung beauftragt. Angesichts der beschränkten finanziellen Mittel der Stadt, beschränken sich die Organisatoren auf einen weit weniger spektakulären Ablauf. Ein ökumenischer Gottesdienst, ein Festakt und ein Empfang des Bundespräsidenten sind bisher geplant.

Auf welcher Party der Kanzler tanzt, war gestern nicht zu erfahren. Vermutlich muß er nach Bremen und will nach Berlin. Die Medienberater des Kanzlers haben laut Frankfurter Rundschau schon regen Kontakt zu einem der Initiatoren von „Wir für Deutschland“, Willi Schalk. Der ehemalige Aufsichtsrat des Springer-Verlags hat auch schon Wahlkampferfahrung. 1984 hatte er schon in New York an der Wiederwahl von Präsident Reagan mitgebastelt. Damals hieß schon der Slogan „be proud“, gekoppelt mit Landschaftidylle, glückliche Familien und der Nationalflagge.

Offensichtlich hat die illustre Gesellschaft keine Probleme finanzieller Art. Die Mitgliederliste könnte als Mini-„Who is Who“ dienen. Sie reicht vom Ex-Bundesbankchef, Quelle-Vorstand, ADAC-Chef bis Gottschalk und „Bundes-Berti“. Der Bundestrainer hat sein Verhältnis zu Deutschland schon geklärt: „Pünktlichkeit und Gerechtigkeit und Fanatismus bei der Arbeit sind deutsche Grundtugenden.“

Andere sind sich noch nicht so sicher, deswegen will Willi Schalk auch das Fest: „In der Gruppe fällt es den Deutschen schon leichter zu zeigen, daß sie Deutsche sind.“ Sven Christian