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Dagmar Hase macht die Bahn frei

■ Dagmar Hase verzichtete bei der Schwimm-WM zugunsten van Almsicks auf ihren Finalplatz über 200 m Freistil

Rom (dpa) – Olympiasiegerin Dagmar Hase bewahrte mit einer ungewöhnlichen, sportlichen Geste ihre Teamkollegin Franziska van Almsick vor einer Blamage. Als Vorlauf-Neunte hatte die sechsfache Europameisterin gestern früh in ihrer Paradestrecke 200 m Freistil den Endlauf verpaßt. Dagmar Hase, die als Achte das A-Finale erreichte, gab jedoch nur eine Stunde später – exakt drei Minuten vor Ablauf der Ummeldefrist – ihren Platz an die Team- Konkurrentin ab. „Ich verzichte aus sportlichen Gründen, weil Franziska über die 200 Meter schneller ist“, erklärte Dagmar Hase die Entscheidung. Franziska van Almsick erfuhr erst im Mannschaftshotel von ihrem Glück. „Dieses Geschenk kann ich doch gar nicht annehmen“, stammelte sie zunächst völlig überrascht.

DSV-Schwimmwart Ralf Beckmann meinte: „Die Entscheidung ist wirklich von Dagmar Hase selbst getroffen worden.“ Druck von außen habe es nicht gegeben. Offenbar hatte sich „Franzi“, die es aus taktischen Gründen und um nach den drei Vortagsrennen Kräfte zu sparen, leicht und locker angehen ließ, kräftig verpokert.

Tags zuvor hatte die 16 Jahre alte Berlinerin im ersten Wettbewerb der 7. Weltmeisterschaften über 100 m Freistil Bronze geholt und mußte lediglich der Chinesin Jingyi Le, die mit dem neuen Weltrekord von 54,01 Sekunden Gold gewann und der zweiten Chinesin Bin Lu den Vortritt lassen.

Ihre zweite Medaille holte sich Franziska van Almsick anschließend mit ihren Kolleginnen Kerstin Kielgaß (Berlin), Julia Jung (Lahn-Eder) und Dagmar Hase (Magdeburg) über 4 x 200 m Freistil in 8:01,37 Minuten hinter dem überragenden Quartett aus China (7:57,96), das bereits die sechste Goldmedaille im neunten WM- Wettbewerb erkämpfte.

„Ich finde es sehr ärgerlich, wie man uns hier aufnimmt“, beklagte sich Weltrekordlerin Jingyi Le aus Schanghai, die immerhin noch zu einem kurzen Statement bereit war. Ihre breitschultrigen Kolleginnen aus dem goldenen Freistilquartett und auch Lagen-Weltmeisterin Guohong Dai boykottierten die Pressekonferenz ganz einfach. Und sie wußten, was sie taten: Fast alle Fragen galten dem Ursprung des chinesischen Schwimmwunders. Die Mär vom Schildkrötenblut mag niemand so richtig glauben. „Wir nehmen keine Steroide. Das ist alles hartes Training“, verteidigte sich die 19jährige Le gegen die bohrenden Fragen.

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