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Hustenbonbons und Pralinen

■ Musikfest: Maria Husmann sang zeitgenössisches Liedgut

Ein kleines Häuflein Neugieriger füllte die kleinen Zusatztribünen in der Fabrik, aber diesen gefiel die spröde-pathetische Darbietung zeitgenössischen Liedgutes von Paul Dessau, Hanns Eisler, Kurt Weill, Friedrich Schenker und anderen durch Maria Husmann und Majella Stockhausen. Umkränzt mit kleinen Kapriolen aber ansonsten doch eher mit teutscher Ernsthaftigkeit vorgetragen, boten die Lieder zwischen Sozialismen, Roten Nelken und kindlichen Scherzen genau jene Mischung akademischer Steifheit und dünnen Humors, mit der die interessanten Kompositionen ewig bei diesem kleinen Publikum belassen werden.

Technisch überzeugende Klangreinheit und wohlartikulierte Silbendehnung im Stil neutönerischer Sangeskunst bietet zwar eine mögliche Interpretation derartiger Kompositionen, aber die überwiegend von Brecht verfaßten Texte sprachen doch auch durch die volle Vokalität Husmanns hindurch von einer Kantigkeit und ungekünstelten Kargheit, die in dieser Verpackung eher wie Hustenbonbons im Pralinenkasten daherkommen.

Andererseits vermißte man auch die ironische Brechung der sozialistischen Poesie, die oft Not getan hätte. Einen hübschen Abschluß bot die clowneske Darbietung von Vinko Globokars „Jenseits der Sicherheit“, die erklärte, warum Husmann am Berliner Ensemble auch als Schauspielerin arbeitet.

tlb

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