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Tunnel ohne Pflugradt

Bei der Bremer CDU hängt der Haussegen schief. Seitdem der Bürgermeisterkandidat Ulrich Nölle Anfang August sein „Regierungsprogramm“ in Sachen Verkehr vorgestellt hat, ist die CDU-Fraktion ihren verkehrspolitischen Sprecher los: Helmut Pflugradt ist von seinem Posten zurückgetreten. Der Grund: Pflugradt findet unsinnig, was die überwältigende Mehrheit der Fraktion – vornean Nölle – fordert, nämlich einen Tunnel unter der Martinistraße zu bauen. Kabriofahrer Pflugrad hatte zu bedenken gegeben, ein Tunnel bringe nichts, weil die Autos spätestens beim Tunnelausgang am Osterdeich wieder im Stau stünden.

Das Argument konnte die Bauwut innerhalb der CDU nicht bremsen. Genauso wenig überzeugend war die Position Pflugradts, die Kostenberechnung für den Tunnel sei mit 150 Millionen Mark nicht ernst zu nehmen und könne nie und nimmer realistisch sein.

Daß er zurücktreten werde, falls die Tunnel-Idee trotz seiner bedenken beschlossen würde, hatte der Verkehrspolitiker seinen FraktionskollegInnen schon bei den Beratungen Mitte Juli gesagt - ohne damit Eindruck zu machen.

Pflugrads Funktion soll nun vom Baupolitiker Dieter Focke zusätzlich übernommen werden. Pflugradt behält allerdings seinen Posten in der Baudeputation und im Aufsichtsrat der Straßenbahn AG. Focke ist bislang nicht als Verkehrspolitiker in Erscheinung getreten. Der Rückzug aus der Verkehrspolitik ist der zweite Akt in der Demontage des Politikers Pflugradt. Erst im November letzten Jahres hatte ihn die CDU-Fraktion als parlamentarischen Geschäftsführer weitgehend entmachtet. Im Konflikt mit Fraktionschef Peter Kudella hatte der CDU-Parteivorsitzende Bernd Neumann seine schützende Hand von Pflugradt gezogen, hieß es gestern aus CDU-Kreisen. J.G.

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