Sanssouci
: Vorschlag

■ "Höchste Zeit für Regentrude": Gehörlosen-Theater / Vorschlag * "Marlene Dietrich in der Kunst" - Eine Ausstellung

Vorschlag: „Höchste Zeit für Regentrude“: Gehörlosen-Theater

Wer ein Theaterstück sieht, in dem nur Menschen spielen, die nicht hören und nicht sprechen können, lernt automatisch ein bißchen von ihrer Sprache. Und noch viel mehr. Das Deutsche Gehörlosen-Theater, in der Spielsaison 94/95 erstmals unter künstlerischer Leitung eines Gehörlosen (Thomas Zander), wagte sich an Theodor Storms „Regentrude“, nach einer Bearbeitung von Eva-Maria und Volksmar Otte heißt es nun „Höchste Zeit für Regentrude“. Sechs Gehörlose geben nie oberlehrerhaftes Kammerspiel über Verantwortung und Respekt. Mit viel Kraft und Situationskomik, doch „nur“ Augenschmaus, denn hören kann man ja nichts. (Es sei denn, man setzt Kopfhörer auf, Dolmetscher übersetzen auf Wunsch live.)

Ein junges Paar sucht der mörderischen Hitze zu entfliehen und die Regentrude davon zu überzeugen, ihrer Berufung nachzukommen. Die jedoch will einfach nur schlafen. Solange die Menschen die Natur kaputtmachen, lautet ihr Credo, solange tut sie auch nichts Gutes.

Das Deutsche Gehörlosen- Theater demonstriert, wie höchst unterhaltsames Theater ohne Worte gespielt werden kann. Und ganz nebenbei, daß sich Taubstumme mehr und mehr als sprachliche Minderheit begreifen, nicht mehr als Behinderte. Als Heinz Feuerbaum 1951 das Deutsche Gehörlosen-Theater gründete, wurde auch schon „Faust“ gespielt, nie jedoch mit der Verve der Gebärdensprache. Inzwischen etabliert sich diese Sprache der Gehörlosen, die ihnen eine entspannte Unterhaltung ermöglicht und sie nicht zwingt, mit den Händen das Alphabet der Hörenden nachzugestikulieren.

Zum guten Schluß toben die Darsteller wild auf der Bühne herum, freuen, tanzen und schütteln sich. Eine lautlose Freude. Und auch der tosende Applaus sieht dann so aus: hundert hochgereckte Arme und hundert schüttelnde Hände. Thorsten Schmitz

„Höchste Zeit für Regentrude“ am 9.9., 20 Uhr und am 10.9., 16 Uhr im Café Theater Schalotte, Behaimstraße 22 in Charlottenburg

Vorschlag: „Marlene Dietrich in der Kunst“ – Eine Ausstellung

Fred Ostrowski war 18, als er beschloß, den Mythos Marlene Dietrich auf ewig zu verbreiten. Nach zwei vorangegangenen Ausstellungen und der Sammlung von 2.000 Unterschriften für die Benennung einer Marlene-Dietrich-Straße, zog er nun aus, um Künstler zu bewegen: Du sollst Dir ein Bildnis machen von IHR. Und es geschah – Marlene wurde in allen möglichen Variationen von engelsblau reproduziert und mutiert.

Carol Peligian zum Beispiel hat eine selbstwußt-strahlende Marlene Dietrich aus dem Film „Die Freibeuterin“ hochkopiert und blau getönt. Anstelle ihres Körpers schließt sich ein Spiegel an, so daß der Betrachter sich in ihr wiederfindet. Der gläserne Kasten unten am Bild, gefüllt mit Schwanenfedern, erinnert an ihre meterlange Schwanenfederstola. Im Gegensatz dazu hat der Künstler Halfar die Aura des deutschen Vamps sarkastisch wiedergegeben: Marlene mit Vampir-Fledermaus. Am radikalsten hat der Berliner Maler Kehl Marlene Dietrich entblößt, um sie doch zugleich poetisch zu verklären: als isoliertes „Lichtwesen“. Neben Auftragswerken sind Leihgaben aus dem Nachlaß der Dietrich zu bewundern, zumeist Porträts, die befreundete Künstler von ihr anfertigten.

Den Mythos Marlene Dietrichs eifrig zu mehren, hat der unermüdliche Ostrowski pünktlich zum Ausstellungsbeginn sein Buch „Adieu Marlene“ fertiggestellt, in dem er bekannten Persönlichkeiten ein paar Sätze über den Star entlockte. Der Mensch Marlene ist auch darin nicht erfaßt. „Wer ist Marlene?“, fragte sie einmal. „Die kenne ich nicht ...“ Patricia Caspari

Im Friedrichstadtpalast, Friedrichstr. 107, Mitte. Fr., 13–17, Sa. 13–15, So. 13–16 Uhr und während der Vorstellungen