Guten Gewissens nur Bio-Fleisch

■ Eine Ernährungsberaterin über BSE-Risiken und Gütesiegel

Rinderwahn (BSE), verdreckte Schlachthöfe, vergammeltes Supermarkt-Fleisch, Tierquälerei bei Transporten. Ist Fleischverzehr überhaupt vertretbar, wem kann der Verbraucher trauen? Die taz fragte die Hamburger Ernährungsberaterin Eva-Maria Spitzmüller.

taz: Können Sie Fleischverzehr noch empfehlen?

Spitzmüller: Ja, natürlich. Mit gutem Gewissen mache ich das aber nur bei Fleisch aus biologischer Tierhaltung, gerade wegen BSE.

Raten Sie vom Kauf konventionell gezüchteten Fleisches ab?

Generell kann man da nichts sagen, denn auch unter den konventionellen Züchtern gibt es tausend gute. Für BSE haben uns einige konventionelle Fleischer Garantieerklärungen gegeben, aber nur bei der kontrolliert-biologischen Tierhaltung ist das Risiko fast 100prozentig auszuschließen.

Können sich die Verbraucher auf die Kontrollen bei der Schlachtung verlassen?

Zumindest die Öko-Bauern müssen dafür sorgen, daß ihre Rinder den Richtlinien gemäß geschlachtet werden. Das werden sie einhalten, denn sonst wäre die mühsamere Aufzucht ja umsonst. Würden sie die Tiere zum Großschlachter geben, hieße das ja, Perlen vor die Säue werfen.

Ist Bio-Fleisch gesünder?

Man sieht es Fleisch häufig nicht an, was in ihm steckt. Biorinder sind weniger von Krankheiten geplagt, haben nicht präventiv Medikamente erhalten. Das stellt einfach eine andere Qualität dar. Bei abgepacktem Fleisch kommen Risiken wie Gefrierbrand und Salmonellen hinzu.

Kann der Verbraucher bei importiertem Biofleisch sicher sein, daß es Bio-Richtlinien entspricht?

Bundesweit gelten die Richtlinien der AG ökologischer Landbau, AGÖL. Wenn dieser Stempel auf Lebensmitteln prangt, kann der Verbraucher darauf vertrauen, daß Lebensmittel und Fleisch ökologisch kontrolliert erzeugt sind. Europaweit gilt dies für das Gütesiegel „ökologische Agrarwirtschaft – EWG-Kontrollsystem“. Einheitliche Richtlinien gibt es bislang nur für den Landbau, für Fleisch wird eine Verordnung Ende 94 erwartet.

Wie kann sich der Verbraucher im Ausland orientieren?

Jedes Land hat Güte-Bezeichnungen wie bei uns Bioland oder demeter. In Holland bieten Öko-Fleischer zum Beispiel Ware mit der Kennzeichnung EKO an.

Fragen: Katrin Wienefeld

Bei der Verbraucherzentrale gibt es die Broschüren „Bioliste“ zu internationalen Öko-Siegeln, zu BSE und Fleisch.