Masche mit der Öko-Mode

■ Das Geschäft mit Öko-Textilien boomt / Manche sind kaum besser als die normale Variante / Naturmode sollte vor dem ersten Tragen gewaschen werden

Berichte über Chemie im Kleiderschrank haben Wirkung gezeigt. Die Modebranche bietet eine immer breitere Palette von Öko-Textilien an. Naturmode ist der Trend, eine Fülle von Öko-Labeln und Gütesiegeln ist entstanden. Doch mit der Öko-Masche wird oft Schwindel getrieben.

Das Frankfurter ÖKO-Test-Magazin hat jetzt 24 sogenannte „Öko“-Textilien untersucht. Viele Modelle kann es empfehlen. Dazu gehören die Produkte Alb Natur Baumwollträgerhemd, natur, Awakenings Baumwollachselhemd, natur (Britta Steilmann), Eco Basic Baumwollshirt, natur mit Aufdruck (Benetton), Cocon Commerz Leinenshirt, natur, Cotton Country Baumwollachselhemd, natur, Cotton House Leinenbluse, natur, Ecosport Baumwollachselhemd, natur (Köppel), Ecollection Leinenhemd, natur (Esprit), Green Cotton Baumwollshirt, anthrazit, Hess Natur Leinenbluse, natur, Koppenborg Leinenhemd, natur, Leinenhemd Pol, blau (Raffauf Naturkleidung), Living Crafts Baumwollringeltop, natur/oliv Morgenstern Leinenhemd, natur/weiß, Natura Baumwollrippenshirt, natur (Sidema), Nature Calling Baumwolltop, grau-meliert (H & M), Spirit of nature Baumwollhemd, blau (Schiesser).

Mit sieben Hemden und Shirts aus Leinen, Hanf und Baumwolle waren die Öko-Tester jedoch nicht uneingeschränkt zufrieden. Zwei von ihnen enthielten Rückstände von Formaldehyd, das eingesetzt wird, um das Knittern und Einlaufen der Stoffe zu verhindern. Diese allergisierende und möglicherweise krebserregende Chemikalie kann durch den Schweiß herausgelöst werden und so auf die Haut gelangen.

Bei fünf Textilteilen wiesen die ÖKO-TEST-MitarbeiterInnen gesundheitsschädliche chlororganische Verbindungen nach, die durch Farbstoffe, Bleich- oder Imprägniermittel in die Bekleidung gelangt sein können. Weiterhin mußten wir in einem Leinenhemd sehr hohe Zinkgehalte beanstanden. Dieses Schwermetall ist wahrscheinlich nach dem Färben über das Fixiermittel in den Stoff gelangt.

Ein Kleidungsstück fiel durch völlig überflüssige optische Aufheller auf. Nicht einverstanden waren wir zudem mit Knöpfen aus Kunststoff, die die Konfektionäre an vier Hemden nähten. Denn Plastikprodukte aus Erdöl haben in Naturmode nichts zu suchen.

Wie umweltfreundlich die angebotene sogenannte Öko-Mode tatsächlich ist, können VerbraucherInnen beim Einkauf derzeit nicht erkennen. Denn es gibt bislang keine Pflicht, die verwendeten Substanzen zu deklarieren. Und auch keine verbindlichen Qualitätskriterien. Deshalb können Produzenten den Öko-Begriff ganz nach eigenem Gutdünken auslegen. So sind in letzter Zeit eine Reihe von firmeneigenen Öko-Labeln mit teilweise sehr geringem Anspruch entstanden.

ÖKO-TEST rät, beim Kauf Produkte zu bevorzugen, die ausführlich deklariert sind. Seriöse Anbieter legen in der Regel offen dar, wie ihre Textilien behandelt wurden. Sicherheitshalber sollte aber auch Öko-Mode vor dem ersten Tragen mindestens dreimal gewaschen werden. Durch eigene Waschtests wurde festgestellt, daß die schädlichen halogenorganischen Verbindungen so erheblich reduziert werden können.

Annette Sabersky