Der aerodynamisierende Bremer Haarpuster

■ Düsentrieb-Treff im Schlachthof: Das „Kindermuseum“ zeigt und sucht bis Sonntag jede Menge Erfindungen

Was hat uns gerade noch gefehlt? – Ein Haarpuster zum Beispiel. Oder ein Plattmacher. Janis, 5 Jahre, hat beide gebaut, hat einer Pflanzenbesprühhebevorrichtung und einem Abflußstöpselzylinder neuen Sinn gegeben, und ist ziemlich nah dran, Gnade vor Herrn Ries' strengem Stempel zu finden. Herr Joachim Ries ist der Leiter des Patent- und Normenzentrums Bremen. Wenn Herr Ries Sonntag nachmittag Patentbriefe verteilen wird, dann haben es endlich alle schwarz auf weiß, daß es auch in Bremen ein heimliches Entenhausen gibt.

Es heißt Schlachthof – zumindest dieses Wochenende – denn dort treffen sich zur Zeit die Daniel/a Düsentriebs & Co. aus der ganzen Stadt zum zweiten Bremer „Kindermuseum“. Dreihundert sind es, sie kommen aus Osterholz-Tenever, aus Gröpelingen und Kattenturm. Ihre Werkstätten haben sie in Bürgerhäusern, Kindertagesstätten und Freizis, und dort haben sie die zurückliegenden Wochen und Monate ihre Erfindergeister tanzen lassen und alles zusammengeklebt, -geschweißt und -gelötet, was irgendwie mit Kunst und Technik zu tun hat. Und das auch noch kindgerecht.

Denn das Bremer „Kindermuseum“ ist ein Museum von Kindern für Kinder. Was die Düsentriebs in den Schlachthof zusammengetragen haben, darf also nicht nur angefaßt und ausprobiert, sondern auch weitergebaut und noch viel mehr dazuerdacht werden. Unerhörte Klänge und Geräusche etwa, im Museumslande Krachomanien. Im Trickfilmstudio Holly Glotz dagegen wird Pappkartonkino produziert und in den Weltraum gewippt. Man kann aber auch auf dem Magazinboden „ins Orange reisen“, einem von oben bis ganz hinten unifarben gestrichenen Zimmer, und noch jede Menge Plüschtiere, Hausschuhe oder Küchengeräte zum Übermalen dort einbringen.

Die KindermuseumsmacherInnen, der Verein zur Förderung der kulturellen Breitenarbeit und Bremer KünstlerInnen nämlich sind sich sicher, daß es noch jede Menge versteckt arbeitende Düsentriebs in der Stadt gibt, die noch hätten mitmachen können, hätte es mehr als die 38.000 Mark Etat und ein paar wenige Spenden gegeben. Dafür können alle Erfinderkinder sich nun an Herrn Ries und das Museumspatentamt wenden und Sachen anmelden, die „einen Namen brauchen, etwas tun bzw. mit denen man etwas machen kann“, Krach oder Spaß oder so. sip

Das Museum ist von heute bis Sonntag geöffnet von 11 bis 18 Uhr, Kulturzentrum Schlachthof, Findorffstr. 51. Im Zelt auf dem Hof ist das Patentamt versteckt. Öffentliche Patentbriefverteilung am Sonntag, 16.30 - 18 Uhr. Eintritt frei! Außerdem Rahmenprogramm dortselbst sowie im Rundfunkmuseum, im Planetarium, im Neuen Museum Weserburg und in der Phänomenta aus Bremerhaven, die im Schlachthofturm zu Gast ist. Werfen Sie bitte einen Blick in unsere Veranstaltungskalender