Gespräche USA/Kuba unterbrochen

■ Beide Seiten dennoch zuversichtlich / Kubas Außenminister trifft in Spanien Exil-Kubaner / Bootsflüchtlinge protestieren

Havanna/New York (AFP) – Der Chef der kubanischen Delegation für die Gespräche mit den USA, Ricardo Alarcon, hat sich zuversichtlich über eine Einigung bei Einwanderungsfragen gezeigt. Alarcon traf am Mittwoch zu Konsultationen mit Präsident Fidel Castro in Havanna ein, nachdem die sechste Runde der Gespräche zur Beendigung des Flüchtlingsdramas in New York nach nur 45 Minuten vertagt worden war.

Nach den Gesprächen sagte Delegationsleiter Alarcon vor kubanischen Journalisten: „Ich bin zuversichtlich, daß wir bei den Einwanderungsfragen eine Einigung erzielen, die für beide Seiten akzeptabel ist.“ Er schloß nicht aus, daß dann die Gespräche zu einem umfassenden politischen Dialog zwischen Kuba und den USA ausgeweitet werden könnten. US-Außenminister Warren Christopher sagte, er betrachte die Gespräche weiterhin als nützlich. Ihre Unterbrechung bedeute keineswegs, daß sie gescheitert seien. Alcaron werde in „zwei oder drei Tagen“ wieder in New York sein.

Ein hoher Vertreter des US- Außenministeriums, der nicht genannt werden wollte, sagte, bei dem Treffen sei ein neuer Vorschlag Kubas erörtert worden, der „eine deutliche Verbesserung“ der kubanischen Position darstelle. Die US-Delegation habe aber ihren Gesprächspartnern mehrere Punkte übermittelt, die für Washington nicht annehmbar seien. Diese Punkte solle Alarcon mit der kubanischen Führung erörtern. Nach Angaben von US-Diplomaten hatte Kuba von den USA gefordert, 100.000 Kubaner pro Jahr aufnehmen, diese Forderung aber später reduziert. Die USA haben angeboten, das bereits bestehende Kontingent von 20.000 Einreisevisa auszuschöpfen.

Der kubanische Außenminister Robaina teilte gestern in Spanien mit, er habe am Vorabend in Madrid Vertreter gemäßigter kubanischer Exilgruppen getroffen: den Sprecher einer Menschenrechtsorganisation, Ramon Cernuda, sowie den früheren Abgeordneten Alfredo Duran aus Miami. Time Daily berichtete, Robaina habe mit den Exil-Kubanern über politische Reformen gesprochen. Es seien die ersten Gespräche der Regierung mit Exil-Kubanern seit 35 Jahren.

Die US-Küstenwache griff am Mittwoch erneut 1.029 Bootsflüchtlinge aus Kuba auf. Sie sollten zu dem US-Stützpunkt Guántanamo auf Kuba gebracht werden. In den dortigen Lagern kam es am Mittwoch erneut zu Unruhen. Etwa 600 Flüchtlinge bewarfen US-Soldaten mit Steinen, um gegen ihre Gefangennahme zu protestieren.