Gipfel zur DWA

■ Massenstreik erzwingt Gespräch der Treuhand mit Landespolitikern

Berlin (dpa) – Einen ersten Erfolg haben die Betriebsräte der Deutschen Waggonbau (DWA) schon erreicht: Gestern trafen sich bei der Berliner Treuhandanstalt die Ministerpräsidenten von Sachsen und Sachsen-Anhalt, der Berliner Finanzsenator, Vertreter der IG Metall und des DWA-Vorstandes sowie Aufsichtsratschef Otto Wolff von Amerongen. Um ein Spitzengespräch über die Zukunft des größten deutschen Waggonbauunternehmens zu erzwingen, hatten die Belegschaften an allen fünf Unternehmensstandorten in Sachsen und Sachsen-Anhalt die Arbeit seit Donnerstag niedergelegt. Auf Betriebsversammlungen forderten die rund 7.300 Mitarbeiter politische Entscheidungen zur Rettung des ostdeutschen Betriebs. Die IG Metall hat mitgeteilt, daß zunächst bis Montag weder in Bautzen, Görlitz und Niesky (alle Sachsen) noch in Ammendorf und Dessau (Sachsen-Anhalt) produziert werde.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reinhard Höppner (SPD) sagte vor dem Treffen in der Treuhand, Möglichkeiten für ein Mitspracherecht der Länder seien vorstellbar. Die IG Metall hatte unter anderem dafür plädiert, daß sich die betroffenen Länder zusammen mit 25 bis 50 Prozent an einer eigenständigen Lösung beteiligen könnten. Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf hatte bereits vor einigen Wochen über eine mögliche Landesbeteiligung sinniert. Die Ergebnisse der Konferenz waren bei Redaktionsschluß noch nicht bekannt.

Grund für den ersten politischen Arbeitnehmerprotest in beiden Bundesländern ist nach Gewerkschaftsangaben die DWA- Aufsichtsratssitzung am vergangenen Mittwoch, bei der erneut keine Weichen für die Zukunft des Unternehmens gestellt worden seien. Darüber hinaus wenden sich die Beschäftigten gegen das sogenannte Strategiekonzept 2000 zur Sanierung der DWA. Danach sollen bis 1995 noch 4.700 und langfristig 3.800 der derzeit rund 7.300 Arbeitsplätze bestehenbleiben.