Nobelautos und ein wenig Tierquälerei

■ Ärger um Reglement bei verregneter Polo-Meisterschaft in Klein-Flottbek Von Daniela Pfeiffer

Alles, was in der High Society der Hansestadt Rang und Namen hat, traf sich am Wochenende im Nobelstadtteil Klein-Flottbek zum Finale der Internationalen Deutschen High Goal Polo Meisterschaften. Jener Pferdesport, bei dem zwei Teams mit je vier Reitern versuchen, mittels eines Schlägers den Ball in das gegnerische Tor zu befördern, wird über vier Spielabschnitte a 7,5 Minuten gespielt. Der ruppige Sport aus England gilt als Spiel der Reichen und Snobs. Klar, daß vor dem Eingang des Poloplatzes an der Jenischstraße Edelgefährte der höheren Preisklasse überwogen.

Betritt man die Anlage, tut sich auf der rechten Seite das VIP-Zelt auf, streng bewacht von zwei piekfeinen Herren, die alle unerwünschten Besucher höflich aber bestimmt zurückweisen. Eintritt verschafft ein gelbes Armband – vornehmlich den Gästen der Sponsoren. Was von draußen so eindrucksvoll erscheint, entpuppt sich spätestens auf den zweiten Blick als billiges Eß- und Trinkvergnügen. An zahlreichen Ständen reichen die Sponsoren kleine Häppchen und ähnliches und versorgen die VIPs mit Bier, Sekt und Kaffee. Ein Autohändler wirbt für seine Luxuskarossen. Das Zelt erfüllt dennoch einen, wenn auch profanen Zweck: Es schützt vor dem plötzlich einsetzenden Regen.

Geht man am Poloplatz vorbei weiter Richtung Clubhaus, bleibt der Blick unweigerlich an einem Stand hängen, an dem „Fine English Country Wear“ feilgeboten wird. Sakkos für 630 Mark sind eher die Regel als die Ausnahme, und mit einem mitleidigen Blick auf meine Jeansjacke meint der Verkäufer: „Wir haben auch Sonderangebote für 149 Mark.“

Vor dem Clubhaus tummelt sich das Fußvolk: Familien aus den Elbvororten samt Kindern, die hauptsächlich aus Neugierde hier sind. Aber auch Reiter, Hockeyspieler von der Nachbaranlage und Cracks des angeschlossenen Tennisclubs laben sich an Apfelkuchen, Currywurst und Bier. Sie alle haben eines gemeinsam: Sie warten auf den Spielbeginn, denn Petrus machte an diesem Wochenende den Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung.

Nachdem die Spiele vor einer Woche noch glatt über die Bühne gegangen waren, konnte diesen Freitag lediglich ein Spiel durchgeführt werden, die Sonnabendspiele mußten ganz ausfallen - die Verletzungsgefahr für die Pferde war aufgrund des vom Regen aufgeweichten Rasens zu groß. Um das Turnier trotzdem durchführen zu können, mußte das ursprüngliche Reglement geändert werden, welches vorsah, daß alle fünf Mannschaften gegeneinander spielen. Stattdessen entschloß sich der Veranstalter, die letzten drei Spiele ausfallen und im Endspiel die beiden bis dahin punkt- und torbesten Teams antreten zu lassen.

Idee Polo Team gegen Springbock Polo Team hieß daher am Sonntag nachmittag die Paarung, was auf heftigen Protest beim drittplazierten Rover Team stieß. „Wir sind im direkten Vergleich nur ein halbes Tor schlechter als Springbock und haben sie in der Vorrunde geschlagen“, ereiferte sich Kapitän Tobias Hundertmark, „daß wir nicht im Finale spielen dürfen, ist einfach lächerlich.“ An der Entscheidung gab es jedoch nichts mehr zu rütteln, und so setzte sich Idee im Finale knapp mit 8,5:8 gegen Springbock durch.

Die im Vorwege befürchteten Krawalle autonomer Tierschützer blieben aus. Nachdem der Rechtsanwalt Dr. Klaus Sojka mit einer Klage wegen Tierquälerei gedroht hatte, hatte die Angst vor Störaktionen das Turniergeschehen überschattet. Veranstalter Hans-Ulrich Plaschke zu den Vorwürfen: „Das Polospiel schadet den Pferden in keinster Weise.“ Wer bei den Spielen richtig hingeguckt hat, wurde eines besseren belehrt.