■ Mit dem Wasserauto auf du und du
: Naphta im Tank

Berlin (taz/dpa) – Ein US- Multimillionär verspricht Autofetischisten, ihre Träume wahr zu machen. Nur einen Groschen sollen sie künftig pro Liter Treibstoff bezahlen müssen. „Wasserantrieb“ nennt Rudolf Gunnerman seine Erfindung. Jedes benzin- oder dieselgetriebene Auto werde in absehbarer Zeit für rund 800 Mark entsprechend umgerüstet werden können, behauptet der 66jährige, der beim Patentamt in Nevada schon gut bekannt ist.

Verbrannt wird nicht mehr Benzin oder Diesel, sondern das weit billigere und in den USA und Deutschland bisher steuerfreie Naphta, ein Chemiebenzin. Dem hat Gunnerman nach eigenen Angaben einen hohen Anteil Wasser beigemengt. Zwar fährt sein Auto weniger weit als mit Benzin, doch die Einsparung sei beträchtlich: „Es verbessert die Kilometerleistung des reinen Treibstoffs bis zu 50 Prozent und könnte fast so sauber sein wie elektrisch oder mit Gas betriebene Autos“, behauptet der Erfinder. Das erscheint zunächst unwahrscheinlich, denn Naphta enthält einen hohen Anteil aromatischer Kohlenwasserstoffe wie Benzol, die als krebserregend gelten. In Deutschland gibt es noch keine Untersuchungen, welche Emissionen aus einem Naphta-Auspuff kommen würden. Rainer Grießhammer vom Öko-Institut ist aber auch skeptisch, was die Möglichkeit einer Massenproduktion derartiger Motoren angeht: „Ein solches Treibstoffgemisch ist sehr inhomogen im Vergleich zu Gas und Benzin und erfordert deshalb eine komplizierte Prozeßführung bei der Verbrennung.“ Naphta fällt beim Raffinerieprozeß zu etwa fünf Prozent an und wird heute vor allem zur Plastikherstellung verwendet. In den fünfziger Jahren galt es als unerwünschtes, aber unvermeidliches Nebenprodukt der Heizöl- und Fahrbenzingewinnung. Damals bot sich die Chemieindustrie als Retterin in der Not an und versprach die Abnahme des vermeintlichen Abfalls – unter der Voraussetzung, daß dafür keine Steuern fällig würden. Die Bundesregierung willigte ein, und so ist es bis heute geblieben. Etwa 20 Pfennig kostet ein Liter Naphta in Deutschland.

Aber selbst wenn das „wasserbetriebene“ Auto technisch funktionieren und sogar weniger Dreck in die Luft pusten sollte als die benzinbetriebene Verwandtschaft, verkehrspolitisch wäre es ein Desaster: Der billigere Treibstoffpreis würde die Zahl der Vehikel noch vermehren und damit eventuelle Emissionseinsparungen wieder auffressen, so Grießhammer. Und da Naphta, genau wie Benzin, aus dem zur Neige gehenden Erdöl hergestellt wird, kann von alternativem Antrieb keine Rede sein. Aje