Bayer-Kreuz weltweit

■ Leverkusener Chemiekonzern stärkt durch Übernahme Position in den USA

Leverkusen (dpa) – Der Chemiekonzern Bayer AG (Leverkusen) wird über seine US-Tochter Miles Inc. das nordamerikanische Selbstmedikationsgeschäft von Sterling Winthrop übernehmen. Wie das Unternehmen gestern weiter mitteilte, stärke Bayer damit nicht nur seine Position in den USA, sondern erhalte auch den eigenen Namen in Nordamerika zurück. Damit könne Bayer nach 75 Jahren weltweit wieder uneingeschränkt unter seinem Namen und mit dem Bayer-Kreuz auftreten.

Sterling hatte den Angaben zufolge 1918 die von der US-Regierung als Feindvermögen beschlagnahmten Bayer-Aktivitäten einschließlich weitreichender Patent- und Warenzeichenrechte für rund 5,3 Millionen Dollar ersteigert. Deshalb durfte Bayer in Nordamerika jahrzehntelang den Namen und das Warenzeichen nur mit erheblichen Einschränkungen benutzen. Bayer tritt dort seit langem über seine US-Tochter Miles Inc. als „Miles“ auf. Jetzt sollten die nordamerikanischen Bayer-Töchter schnellstmöglich in Bayer umbenannt werden, heißt es. Sterlings Geschäft mit rezeptfreien Arzneimitteln (OTC-Geschäft) umfaßt in den USA und Kanada einen Jahresumsatz von 366 Millionen US- Dollar. Der operative Gewinn betrug den Angaben zufolge im vergangenen Jahr 43 Millionen US- Dollar (rund 71 Millionen Mark). Mit einem Umsatz des erweiterten OTC-Sortiments von demnächst mehr als 600 Millionen Dollar verdopple Bayer sein Geschäftsvolumen im nordamerikanischen Markt für rezeptfreie Arzneimittel. Miles setzte im vergangenen Jahr mit 23.500 Beschäftigten 6,5 Milliarden US-Dollar um.

Bereits 1988 hätte Bayer die Firma Sterling zurückkaufen können, wegen des hohen Preises aber abgewinkt. Damals übernahm Eastman Kodak für fünf Milliarden Dollar den Hersteller von Bayer-Aspirin. Kodak hatte im Mai dieses Jahres bekanntgegeben, sich künftig auf Photo und Diagnostik konzentrieren und Sterling verkaufen zu wollen. Jetzt zahlt Bayer für das nordamerikanische OTC-Geschäft von Sterling Winthrop rund eine Milliarde Mark an den britisch-amerikanischen Pharmakonzern Smith- Kline Beecham plc, der kürzlich das weltweite Sterling-OTC-Geschäft von Kodak erworben hatte.