Der kurze Sommer der kubanischen Floßbauer

■ Regierung unterbindet Flucht übers Meer

Berlin (taz) – Zwei Tage nachdem sich die kubanische Regierung verpflichtet hat, die Massenflucht zu stoppen, sind von der US-Küstenwache am Sonntag erneut 929 Bootsflüchtlinge aufgegriffen worden. Sie werden die letzten sein, die unter den Augen der Staatsgewalt auf Flößen das Land verlassen haben. Denn die Zeit der „Balseros“ ist vorbei. In den Verhandlungen mit den USA hat die Regierung Kubas zugesagt, die Flüchtlinge, die in den vergangenen Wochen zu Tausenden in selbstgebauten Gefährten von den Küsten Kubas in See gestochen waren, ab heute an der Flucht zu hindern.

Die kubanische Regierung hat schon am Samstag begonnen, die Fluchtwilligen zunächst verbal von ihren Plänen abzubringen; seit Sonntag morgen werden keine neuen Floßbauer mehr an die Strände gelassen. Am Strand von Cojimar, wo sich in den vergangenen Wochen Tausende auf den Weg gemacht hatten, patrouilliert jetzt Polizei. Sie hat Order, jeden festzunehmen, der neue Flöße an den Strand schaffen will. An allen wesentlichen Zufahrtswegen zum Meer sind Straßenblockaden eingerichtet.

Zwar hat die US-Regierung jetzt zugesichert, die vor zehn Jahren schon einmal vereinbarte Quote von 20.000 legalen Einreisevisa pro Jahr zu erfüllen. Das jedoch reicht nicht einmal für jene 25.000 Flüchtlinge, die noch in den Zeltstädten des US- Marinestützpunktes Guantánamo auf Kuba festsitzen. Dort demonstrierten am Sonntag erneut etwa 2.000 ehemalige Bootsflüchtlinge gegen das Regierungsabkommen zwischen den USA und Kuba. Bernd Pickert