UN-Bevölkerungskonferenz ohne päpstlichen Segen

■ Abschlußerklärung gegen Stimme des Vatikan

Kairo (AFP/AP) – Die Fragen der Abtreibung und der außerehelichen Sexualität beunruhigten den Heiligen Stuhl sehr, sagte Renato Martino gestern in Kairo. Am letzten Tag der UN-Weltbevölkerungskonferenz erläuterte der Leiter der Delegation des Vatikans, warum die Gesandten des Papstes dem Abschlußdokument nur teilweise zustimmen mochten. Als anschließend die VertreterInnen von 181 Staaten das Schlußdokument annahmen, blieben die Gesandten des Heiligen Vaters bei ihren Vorbehalten. Als einzige versagten sie zwei Kapiteln des Dokuments ihre Zustimmung.

Die übrigen rund 15.000 Delegierten stimmten für einen Aktionsplan zur Eindämmung des Bevölkerungswachstums in den kommenden 20 Jahren. In dem 16 Kapitel starken, mehr als 100seitigem Papier werden die politisch Verantwortlichen dazu aufgerufen, vor allem die Lebensbedingungen für die Menschen in der Dritten Welt zu verbessern, die Familienplanung zu verstärken und Frauen mehr Mitspracherechte einzuräumen.

Neben den katholischen Klerikern sorgten sich auch islamische Geistliche um die zukünftige moralische Befindlichkeit der Weltbevölkerung. Der Leiter der iranischen Delegation, Mohammed Ali Taschiri, erklärte noch gestern morgen, Teile des Entwurfes des Abschlußdokuments widersprächen islamischem Recht. Ähnliche Bedenken äußerten auch die Vertreter von rund einem Dutzend anderer islamischer Staaten. Anders als die Vertreter des Vatikans begnügten sie sich jedoch damit, ihre Sorgen zu Protokoll zu geben.

Das verabschiedete Programm ist für die Teilnehmerstaaten nicht bindend. Jede Regierung kann selbst entscheiden, ob und wie sie die Empfehlungen umsetzten will. Der Vorsitzende des Programmausschusses, Fred Sai, appellierte daher an „Regierungen, Diplomaten und Verwaltungen“, das beschlossene Programm auch zu verwirklichen. Seiten 2, 9 und 10